Advent # 01 Jesus und die Frühaufsteher

Sie sind die ersten morgens. Während der Hahn kräht und manch anderer erst gerade in den Schlaf sinkt sind sie schon wieder munter.  Sie haben keine Frühschicht oder Kinder, die sie aufwecken und trotzdem ziehen sie schon ihre Joggingschuhe an oder genießen den ersten Kaffee, während sie die Zeitung lesen.

Sie sind die ersten morgens. Freiwillig versteht sich. Kein Wecker, keine Verpflichtung, Frühaufsteher eben. Sie liebe die Ruhe morgens.  Jesus war auch so einer, zumindest manchmal. „In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand Jesus auf und ging hinaus an einen einsamen Ort, um zu beten.“ (Mk 1,35) Also, ich schlaf zwar lieber aus, aber Ruhe, die brauche ich auch und die hole ich mir, wenn auch nicht morgens.

Das Jahr der Stille 2010: Bibelstellen

Seit dem ersten Advent läuft das Jahr der Stille. Die Aktion hat das Ziel, Menschen zu ermutigen den Lebensrhythmus Gottes in ihrem Alltag zu verwirklichen. Dazu werde auch ich hier auf meinem Blog immer wieder selbst Anregungen geben und generell Ideen aufgreifen und weitergeben. Wie könnte es aussehen Stille in unser Leben zu integrieren? Hier ein paar recht generelle Antworten:

  • Gott in der Stille suchen. In ihm ruhen und sich gelassen an seiner Gegenwart freuen.
  • Gott im Gebet begegnen und achtsam sein Wort lesen.
  • Eine Neujustierung vornehmen für eine gesunde Balance zwischen Ruhen und Aktion.
  • Stille-Zeiten, Retraiten und Fastenangebote neu entdecken.
  • Hilfreiche Muster erlernen und sich über Erfahrungen mit der Stille austauschen.
  • Stille-Elemente in den Alltag von Beruf, Familie und Gemeinde einbauen.
  • Entdecken, wie Entscheidungen aus dem Hören auf Gott getroffen werden.
  • Neue Orte außerhalb der Kirchen- und Gemeindehäuser im öffentlichen Leben für Stille-Erfahrungen entdecken und temporär gestalten.

Auch in der Bibel ist immer wieder von Stille und Ruhe die Rede. Ich liste mal ein paar Bibelstellen auf. Sie zeigen auch schon das Bedeutungsspektrum, in der es im Wort Gottes gebraucht wird. Es geht darum ….

  • zur Ruhe zu kommen
  • Gott zu vertrauen
  • einen Lebensrhythmus aus Arbeit und Ruhe
  • Stille sein, um Gott zu hören, zu spüren, zu begegnen
  • zur Vernunft kommen und von falschen Taten ablassen

„Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke. Aber ihr habt nicht gewollt.“ (Jes 30,15)

„Sei still dem HERRN und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, dessen Weg gelingt, über den Mann, der böse Pläne ausführt!“ (Ps 37,7)

„Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“ (Ps 46,11)

„Sechs Tage soll man seine Arbeit verrichten, aber am siebten Tag ist Sabbat, ein Tag völliger Ruhe, heilig dem HERRN. Jeder, der am Tag des Sabbats eine Arbeit verrichtet, muß getötet werden.“ (2Mo 31,15)

„Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von ihm kommt meine Hilfe. Nur auf Gott vertraue still meine Seele, denn von ihm kommt meine Hoffnung.“ (Ps 62,2+6)

„Gott, schweige nicht! Verstumme nicht, und sei nicht stille, o Gott!“ (Ps 83,2)

„Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus und ging fort an einen einsamen Ort und betete dort.“ (Ma 1,35)

„Und als das Lamm das siebte Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.“ (Offb 8,1)

Wenn ihr auf hier klickt, kommt ihr zu einer Geschichte zum Thema Stille, die ich geschrieben habe.

Wie laut ist laut?

Stille ist etwas Gutes.
Aber wir kommen so selten dazu.

Das Jahr der Stille lädt dazu ein innezuhalten und Stille in den Alltag zu integrieren. Dazu nun eine kleine Meditation über Lautstärke. Wie laut ist eigentlich laut? Was setzen wir uns da tagtäglich aus?

Fallen einer Feder in Dezibel = 0
Summen einer Mücke in Dezibel: 10
Ruhiger Raum, nachts, abseits vom Verkehr in Dezibel: 10 – 20

Rascheln von Laub in Dezibel: 20
Ticken einer Armbanduhr in Dezibel: 20
Atemgeräusch in Dezibel: 25
Vogelgezwitscher in Dezibel: 40
Brummen unseres Kühlschranks in einem Meter Entfernung in Dezibel: 50
Leichter Regen in Dezibel: 50
Normale Sprache in Dezibel:  60

Hauptverkehrsstraße, nachts, in Dezibel: 65
Sehr laute Sprache in Dezibel:  70

Genormte Lautstärke einer Fahrradklingel in Dezibel: 75
Geräusch eines Staubsaugers in Dezibel: 80
Durchschnittliches Schnarchgeräusch in Dezibel: 90
Schreirekord in Dezibel: 120
Düsenjet in Dezibel: 120

Lautstärke beim lautesten „Manowar“ – Auftritt in Dezibel: 129,5
Lautstärke ab der eine Gehörschädigung möglich ist, in Dezibel: 130

Wichtig ist zu wissen, dass jeweils eine Erhöhung um 10 Dezibel vom Menschen als doppelt so laut empfunden wird.

Jahr der Stille 2010: Zitate

Seit dem ersten Advent (29.11.2009) läuft das Jahr der Stille. Das Anliegen dahinter ist es Menschen dazu zu motivieren, einen Mentalitätswechsel durchzuführen. Nicht „Stille“ in der Hektik des Alltags zu „machen“, sondern aus ihr zu leben und aus einer veränderten Haltung heraus dem Alltag zu begegnen. Ich werde hier auf meinem Blog immer wieder Impuls dazu schreiben. Heute liste ich einige Zitate auf, die sich mit dem Thema Stille beschäftigen.

„Zeiten der Stille, sind Zeiten mit und für Gott. So kommt man in Gott zur Ruhe, erspürt etwas von der Stille der Ewigkeit.“ Afschin Kamrani, (*1968), Webdesigner

„Wir fürchten die Stille, weil wir dann unsere innere Stimme hören könnten.“ Pascal Lachenmeier, (*1973), Schweizer Jurist

„Wenn du dir die Zeit nimmst, um die Stille zu hören, wirst du viele Entdeckungen machen.“ Verfasser unbekannt

„Wir brauchen die Stille, um Herzen anrühren zu können.“ (Agnes Gonxha Bojaxhiu) Mutter Teresa

„Stille ist nicht müdes Warten, sondern innerstes Wachsein.“ Hanna Hümmer

„Was in der Stille auf uns einwirkt, das wirkt sich auch auf uns aus – und auf andere um uns herum.“ Peter Hahne, Moderator

„Stille ist keine Methode, sondern eine Lebenseinstellung.Peter Hahne, Moderator

„Alle Theologie ist ein Stillewerden vor Gott.“ Friedrich von Bodelschwingh, evangelischer Theologe und Hilfswerkgründer

„Vielleicht hilft uns die Stille mehr als alles andere zu der Einsicht, dass Gott uns rechtfertigen und die Dinge unseres Lebens in Ordnung bringen kann.“ Richard J. Foster, amerkanischer Theologe und Autor

Wenn ihr auf hier klickt, kommt ihr zu einer Geschichte zum Thema Stille, die ich geschrieben habe.

Geschichte zum Jahr der Stille: Julias Tag

Diese folgendene Geschichte habe ich für die neuste klartext-Ausgabe, der Bibellesezeitschrift des Bibellesebunds für junge Erwachsene, geschrieben. Damit beteilige ich mich auch am Jahr der Stille. Die Geschichte ist zudem Ausdruck meines Anliegens Theologie (theologische Inhalte) narrativ, also erzählend, zu vermitteln. Gefällt sie euch?

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Eine Stunde noch! Wie sollte sie das alles noch erledigen? Duschen, essen, E-mail an den Prof schreiben, sich mit einer Studienkollegien wegen des morgigen Vortrags abstimmen und dann noch den Hauskreis vorbereiten. Stress pur. Julia hasste solche Tage. Morgens schon gleich mal verschlafen, gerade noch rechtzeitig zur Vorlesung erschienen, die sich als superlangweilig herausstellte und die Frage aufwarf, warum sie nicht gleich im Bett geblieben ist. Im Anschluss hatte sie dieses wichtige Gespräch mit dem Prof über die Abschlussarbeit. Nach anfänglichem Zögern konnte sie ihn doch von ihrem Thema überzeugen. Ein kleiner Erfolg! Gutgelaunt hetzte sie dann zum Cafe, wo sie sich mit einer Freundin zu einem Kaffee Latte Crema traf. Wieso hatte sie sich eigentlich beeilt, wo doch ihre Freundin – wie nicht anders zu erwarten – zu spät kam? Gleich nach der Bestellung kam der erste Anruf. Stöhn! Nach dem dritten Anruf hatte sie es endlich geschafft das Handy abzuschalten. Warum auch alle immer was von ihr wollen? Die Stunde verging viel zu schnell. Die Nachmittagsvorlesungen standen an. Oh man, manche Dozenten können sich so geschwollen, unverständlich ausdrücken und machen das Zuhören zur Tortur. Völlig erledigt kam Julia zu Hause an, um festzustellen, dass nur noch eine Stunde Zeit blieb bis zum Hauskreis. Ach ja und mit Abwasch wäre sie diese Woche auch noch dran gewesen.

Wie sagt man so schön: Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. Julia kam pünktlich zum Hauskreis, allerdings ohne Vorbereitung. Ihr Leben machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Es gibt eben solche Tage. Während die anderen sich gerade begrüßten, kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, dass ihre Situation nicht blöd ist, sondern sogar eine Chance. Ging es nicht oft den anderen auch so? Rastlosigkeit und Geschäftigkeit nehmen einen gefangen. Oft regieren nur Stress und Hektik. Stille wäre jetzt nötig, aber wir kommen so selten dazu. Lag darin vielleicht die Gelegenheit? Die anderen waren schon gespannt auf Julias Beitrag. Sie fing einfach an, von ihrem Tag zu erzählen, von ihrer Geschäftigkeit, dem Trubel, der sie schon fast das erfolgreiche Gespräch mit ihrem Prof vergessen ließ. Julia spürte, wie die anderen sich in ihrem Tag wiederfanden. Lass uns doch einfach jetzt eine Zeit der Stille haben und auf Gott hören, schlug sie vor, was sogleich Zustimmung fand, denn den anderen wurde klar, dass sie eigentlich alle Sehnsucht nach Ruhe hatten! Sie lässt sich in unseren Tagen immer schwerer finden, weil Lärm, Hektik, Verpflichtungen und die vielen Termine sie von außen bedrohen, die ersehnte Stille. Und was passierte, überraschte Julia. Während der ersten Minuten fiel es ihr schwer einfach mal nichts zu tun und nichts zu denken, sondern sich auf Gott zu konzentrieren. Sie wurde schon ungeduldig, bis sie verstand, dass sie sich entspannen und Gott die Zeit überlassen musste. Mit der Zeit wurde sie immer ruhiger und die Stille tat ihr gut. Ihr kam nun der Psalm 23 in den Sinn. Sie schlug ihre Bibel auf und las den Psalm laut vor. Er berührte sie. Gott ist mein Hirte. Er führt mich zu den frischen Wasserbächen. Gehen wir mit? Ist es nicht oft so, dass wir in unserer Hektik kein Ohr mehr für Gott haben und so auch die Auen (übertragen: die Stille) verpassen, die uns so gut tun würden? Alle gingen gestärkt aus dieser Zeit. Wie können wir Stille in unseren Alltag bringen? Julia gab allen diese Frage mit nach Hause.

Das Jahr der Stille

Ich möchte euch auf ein sehr cooles Projekt aufmerksam machen und zwar das „Jahr der Stille: Gottes Lebensrhythmus entdecken.“

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Das „Jahr der Stille 2010“ will helfen, Balance zu finden. Ein gesundes Gleichgewicht
zwischen Arbeit und Ruhe. Gottes faszinierenden Lebensrhythmus entdecken, den er
selbst in uns angelegt hat. Neue Impulse bekommen über das fruchtbare Wechselspiel
von Aktion und Stille. Stille einbauen lernen in den ganz normalen Alltag von Beruf,
Familie und Gemeinde. Beginn ist im Advent 2009.

Ziele des Projektes sind:

  • Gott in der Stille suchen. In ihm ruhen und sich gelassen an seiner Gegenwart freuen.
  • Gott im Gebet begegnen und achtsam sein Wort lesen.
  • Eine Neujustierung vornehmen für eine gesunde Balance zwischen Ruhe und Aktion
  • Stille-Zeiten, Retraiten und Fastenangebote neu entdecken
  • Hilfreiche Muster erlernen und sich austauschen über Erfahrungen mit der Stille.
  • Stille-Elemente einbauen in den Alltag von Familie, Beruf und Gemeinde
  • Als Leitungs- und Mitarbeiterkreise endtecken, wie Entscheidungen aus dem Hören auf Gott getroffen werden.

Ich will mich aktiv an der Aktion beteiligen und würde mich freuen, wenn viele im nächsten Jahr mitmachen, Stille in ihrem Leben zu integrieren, denn …

Stille ist etwas Gutes.
Aber wir kommen so selten dazu.

Arbeit und Stille gehören zusammen.
Aber oft regieren nur Stress und Hektik.

Eigentlich sind wir dafür.

Aber insgeheim laufen wir davor weg.

Hier gibt es noch eine Geschichte zum Thema Stille zu lesen.