Letzten Herbst fahre ich durch die Innerschweiz als mir ein Wegweiser auffällt. Rechts geht es ab zum Flueli. „Flueli?“ geht es mir durch den Kopf „es gibt noch ein Flueli?“. Zur Erklärung muss ich anfügen, dass ich Deutscher bin und erst knapp 2 Jahren in der Schweiz lebe und sich meine Gemeinde, bei der ich angestellt bin, in Steffisburg im Flühli-Quartier befindet. Und so kam es, dass ich aus reiner Neugier auf meiner Rückfahrt mir das andere Flueli anschaute. Ich hatte nicht geahnt, dass es sich um einen bekannten Pilgerort handelte. Niklaus von Flüe, später Bruder Klaus genannt, hat dort gelebt und gewirkt. Und seitdem habe ich mich mit Bruder Klaus beschäftigt. Ziemlich passend, denn dieses Jahr wird der 600. Geburtstag von ihm gefeiert. Bruder Klaus führte ein intensives Gebetsleben mit dem Schwerpunkt seiner Betrachtung und die Vertiefung in das Leiden Christi. Nach der Überlieferung soll Niklaus von Flüe diese Verse täglich gebetet haben:
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles mir,
was mich hindert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir
Dieses Gebet ist ein Statement, ein Bekenntnis. Ein starkes Bekenntnis und eine klare Ansage. Es bringt erstmal zum Ausdruck wer Herr im Leben ist. „Mein Herr und mein Gott“ – so wird Gott hier angesprochen. Wie sprichst du Gott an? Gott als Zentrum als die Mitte von der aus Leben gestaltet wird. Gott als Bestimmer, als Regisseur. Und er hat das jeden Tag gebetet und ich lade uns ein ihm das gleich zu tun und auszudrücken: Heute bist du wieder mein Herr und mein Gott; Herr über meine Gedanken, Herr über meine Gefühle, der Herr über meinen Besitz, der Herr über meine Taten. Er will und soll der Bestimmende in meinem Leben sein. Und nun gibt es Sachen die uns daran hindert und Sachen die uns helfen um dieses Bekenntnis auszuleben. Und das geht dieses Gebet an. Nimm alles mir, was mich hindert zu dir. Was hindert dich in deinem Leben mit Gott? Das können vergangene Erfahrungen sein, Ängste, schlechte Vorbilder, eigener Stolz, das Streben sich zu verwirklichen. Und die Frage ist bin ich bereit das anzugehen? Und dann gibt es die Sache die wir brauchen von Gott. Gib alles mir, was mich führt zu dir. Hast du schon mal überlegt was du von Gott brauchst? Was du brauchst um begeistertet von ihm zu sein? Hingabe kommt nicht einfach so und soll auch nicht einfach so bekannt werden, weil sich das halt gehört. Es ist eine Reaktion auf Gottes Wirken und wir brauchen das immer wieder in unserem Leben. Und so ist in dem Bekenntnis eine Bitte mit drin: Gott gib was ich brauche auch wenn ich es vielleicht gar nicht so spüre. Gott ist ein gebender Gott und will sich und muss sich uns zeigen. Und dann endet es mit einem Versprechen: Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. Hier bin ich. Ich bin bereit. Ich folge dir nach. Ich bin Teil deiner Mannschaft. Ich will deine Bewegung voranbringen. Ich will mich gebrauchen lassen. Ist das ein Versprechen das du Gott geben willst? Ich habe so den Eindruck, dass uns dieses Gebet durch dieses Jahr leiten soll. Ich glaube, dass dies ein Gebet für uns ist. Ein Gebet auf das wir immer wieder blicken. Ein Gebet, das du immer wieder mit Gott durchdenkst und ihn fragst was das für dich bedeuten kann. Ein Gebet, das die Dinge angeht, die uns hindert in unserem Glaubensleben. Ein Gebet über die Dinge, die uns fördern in unserem Glaubensleben. Und ein Versprechen für Gott verfügbar zu sein.