Karfreitag

Jesus wird gekreuzigt (Lk 23,33-38)

Als sie zu der Stelle kamen, die »Schädel« genannt wird, nagelten die Soldaten Jesus ans Kreuz und mit ihm die beiden Verbrecher, den einen links von Jesus, den anderen rechts. Jesus sagte: »Vater, vergib ihnen! Sie wissen nicht, was sie tun.« Dann losten die Soldaten untereinander seine Kleider aus. Das Volk stand dabei und sah bei der Hinrichtung zu. Die Ratsmitglieder verhöhnten Jesus: »Anderen hat er geholfen; jetzt soll er sich selbst helfen, wenn er wirklich der ist, den Gott uns zum Retter bestimmt hat!« Auch die Soldaten machten sich lustig über ihn. Sie gingen zu ihm hin, reichten ihm Essig und sagten: »Hilf dir selbst, wenn du wirklich der König der Juden bist!« Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht: »Dies ist der König der Juden.«

„Vater, vergib ihnen! Sie wissen nicht, was sie tun.“ – ein Satz, der mich immer wieder neu zu Tränen rührt. Das ist kein Satz wie viele andere. Das ist auch kein besonders toller Satz. Das ist der Satz. Kein schönerer, menschenfreundlicher, heiliger, berührender, beachtenswerter, tiefgehender, alles verändernder Satz kam je über die Lippen eines Menschen. Erstaunlicherweise sind am Kreuz die grössten Worte gesprochen worden. Sie bringen das Wesen Gottes auf den Punkt. Das ist wie ich Gott verstehe. Gott ist wie Jesus. Gott war schon immer wie Jesus. Jesus erfleht um Gnade für seine Peiniger. Er weiss, dass sie nicht wissen was sie tun. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie den Schöpfer des Himmels und der Erde ans Kreuz nageln. Hier sehen wir die praktische Anwendung von dem was Jesus seine Jünger lehrte, wenn er sagte: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; / segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen (Lk 6,27-28). Wir sehen hier, dass Jesus nicht nur leere Sprüche gemacht hatte, sondern dass er sich selbst an das hält, was er lehrte. Die Feindesliebe ist die grösste Liebe und der grösste Auftrag an uns. Sind wir selber bereit diese Feindesliebe zu praktizieren oder gehören wir zu denen, die sie lediglich propagieren?

Familiengottesdienst

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Familien sind ein Schwerpunkt unserer Ausrichtung als EGW Steffisburg. Wir dürfen eine wachsende Schar von Kindern in unserer Gemeinde begrüssen. Aktuell sind sogar sieben Frauen schwanger was für unsere Grösse aussergewöhnlich viel ist. Es ist unser Anliegen diesen Kindern einen Ort zu bieten an dem sie schon früh auf kindliche Art von Jesus erfahren und viele positive Erlebnisse mit Kirche machen. Vor ein paar Jahren ist daher schon entschieden worden einen Sonntagsgottesdienst in einen Familiengottesdienst umzuwandeln. Mit meiner Anstellung Mitte 2015 bekam ich die Verantwortung für den Familiengottesdienst übertragen. Mit Freude habe ich mich an diese Arbeit gemacht. Ein gutes Fundament war bereits gelegt. Ich konnte darauf aufbauen und es weiterentwickeln. Die Kinder sollten über den gesamten Gottesdienst im Saal bleiben. Doch wie gelingt es sie über 1 Stunden bei der Stange zu halten? Die Erwachsenen sollten aber auch etwas aus dem Gottesdienst mitnehmen und nicht der Eindruck eines reinen Kindergottesdienstes entstehen. Doch wie kann ich Kinder- und Erwachsenenelemente auf eine erfrischende Art mixen?

Meine Antwort heisst: Rhythmisierung. Und wie sieht nun der Rhythmus unseres Familiengottesdienstes aus? Es ist ein bunter Mix aus Kinderanbetung, Theater, Spiele, biblischer Geschichte, Erwachsenenlobpreis und einem Gedanken für den Alltag. Und wie sieht das nun konkret? Am besten ich gehe dazu mal die einzelnen Elemente durch:

Kinderanbetung: Jedes Mal gibt es zwei bis drei kurze Blöcke aus drei Kinderliedern mit Bewegungen.

Theater: Jedes Mal gibt es ein paar Theaterszenen. Neben mir als Moderator kommt dabei immer unser Rabe Röbi angeflogen. Er ist eine freche, aber liebenswertige Handpuppe mit vielen klugen und ungeschickten Bemerkungen. Und dann treten noch unsere zwei Hühner Chi und Ken (und wer versteht den Wortwitz mit den Namen?) auf. Gespielt werden sie von zwei unserer Teenies, die verkleidet im Hühnerkostüm die Kinder in ihren Bann ziehen.

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Biblische Geschichte: Sie bildet den Leitfaden des Gottesdienstes. Anfang des Jahres haben wir z. B. über vier Gottesdienste die Geschichte von Noah durchgenommen. Die Theaterfiguren werden eingebaut und die alte Geschichte lebensnah dargestellt und eine Verbindung zu ihrem Leben gezogen.

Spiele: Zum Thema passende Spiele werden eingebaut bei denen Kinder und Erwachsene teilnehmen können. Auch passende Experimente wurden schon vorgeführt.

Input: Aus der biblischen Geschichte heraus wird in einem kurzen Input den Erwachsenen ein Gedanken für den Alltag mitgegeben. Die Kinder dürfen parallel dazu Comics lesen oder Bilder (aus)-malen.

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Erwachsenenlobpreis: Jedes Mal gibt es noch drei Nicht-Kinderlieder.

Und was erleben wir mit dem Familiengottesdienst? Für mich ist er bisher eine Art Erfolgsgeschichte. Ich bin begeistert, dass die meisten Erwachsenen und auch zahlreiche Senioren mitziehen. Mittlerweile ist er der best-besuchteste unserer Gottesdienste. Und unsere Leute laden ihre Freunde ein ohne dass ich sie dazu ermutigt hätte – sie tun es einfach! Das finde ich einen starken Indikator. Dadurch kommen immer wieder neue Familien mit ihren Kindern dazu – auch Familien die eher kirchenfern sind. Dadurch profitieren auch unsere anderen Gefässe wie Jungschi oder die Spielgruppe.

Letzten kam eine Mutter nach dem Gottesdienst zu mir: „Also das ist jetzt mal wirklich ein Familiengottesdienst für Kinder und nicht einer der es sein will!“ Und auch von den Erwachsenen kommt ermutigendes Feedback: „Ich bin immer wieder überrascht, dass ich etwas aus dem Gottesdienst mit nach Hause nehmen kann.“

Leidenschaftlicher Glaube … kehrt um

Ein Pfarrer berichtet davon, dass er zwei Brüder kannte, die Jahre hindurch in bitterem Streit lebten. Da wurde der eine schwer krank. Er trug dem Pfarrer auf, seinen Bruder zu bitten, ans Sterbebett zu kommen und angesichts seines bevorstehenden Todes sich mit ihm zu versöhnen. Er sagte: „Ich halte es so nicht mehr aus.“ Der Pfarrer ahnte, dass die Bitte bei dem andern auf Widerstand stoßen würde. Aber darauf war er doch nicht gefaßt, denn der andere Bruder gab ihm folgende ungeheuerlich Antwort: „Sagen Sie meinem Bruder, ich halte es noch lange aus!“ Was für eine traurige Begebenheit! Wie traurig, wenn Menschen nicht bereit sind zu vergeben. Leidenschaftlicher Glaube ist bereit zu Versöhnung. Je nach dem was passiert ist, ist das keine leichte Aufgabe. Doch eine die uns Gott aufträgt. In Epheser 4,32 schreibt Paulus:  Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“ Paulus erinnert uns, dass wir vergeben sollen, weil auch Gott uns vergeben hat. Uns ist vergeben. Wir müssen das uns immer wieder vor Augen führen. Gott selbst ist das Vorbild. Er ist vorangegangen. Nun trägt er uns auf seinem Vorbild zu folgen. Leidenschaftlicher Glaube kehrt um in Richtung Versöhnung. Lass uns diesen Monat prüfen wo wir in unversöhnlichen Situation sind überlegen Schritt in Richtung Versöhnung zu gehen. Und lass uns beten für Menschen, die in solch einer Situation sind, dass sie die Kraft finden zu vergeben und um Vergebung zu bitten.

Leidenschaftlicher Glaube ist … veränderungswillig

Leidenschaftlicher Glaube ist veränderungswillig. Er schaut einerseits zurück und erinnert sich an all das Gute was wir mit Gott erlebt haben und ist dankbar dafür. Er schaut aber auch andererseits nach vorne und ruht sich nicht auf der Vergangenheit aus. Er lebt im hier und jetzt und sucht Gottes Willen jeden Tag. Jeden Tag geht es darum den Willen Gottes zu tun und gehorsam zu sein. Daher sollten wir immer wieder fragen: Gott hast du mit mir vor? In Galater 5,22-23 schreibt Paulus, dass die Frucht unseres Lebens mit Gott aus Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung bestehen soll. Und er fügt an: Gegen solches ´Verhalten` hat kein Gesetz etwas einzuwenden. Wie sieht es damit in unserem Leben aus? Thomas Härry hat beim letzten Gemeindewochenende erzählt, dass es sich manchmal ein Jahresthema sucht an dem er bewusst mit Gott arbeiten will. Ich halte das für eine tolle Sache. Vielleicht ist es auch eine Idee für dich? Lass uns doch Gott fragen was er an uns tun will, denn leidenschaftlicher Glauben ist veränderungswillig.  

Leidenschaftlich Glauben

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Professor Einstein stellte einst einem Geistlichen (Kardinal Faulhaber) die Frage: „Was würden sie tun, wenn Ihnen die Mathematik bewiese, dass Ihr Glaube falsch sei?“
Der Geistliche (Kardinal) antwortete: „Herr Professor, ich würde geduldig warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben.“ Der Glaube lässt sich nicht errechnen, noch durch die Wissenschaft widerlegen, denn die Wissenschaft oder generell menschliches Denken ist immer eingeschränkt. Auf der anderen Seite lässt sich Glaube aber auch nicht beweisen, sonst wäre es nicht mehr Glaube. Das Wesen des Glaubens liegt gerade darin begründet, dass ich auf etwas vertraue, was nicht greifbar ist. Die Bibel berichtet von Menschen die auf ihre Weise vertrauten. Und das wünscht Gott sich auch für uns. Er sucht Menschen mit einem unerschütterlichen Glauben, der allen Widerwärtigkeiten entgegen ihm volles Vertrauen schenkt – leidenschaftlicher Glaube. Unsere Geschichte erzählt von solch einem Menschen.

Lukas 7,1-10:

 1 Das Volk hörte allem zu, was Jesus sagte. Als er seine Rede beendet hatte, ging er nach Kafarnaum.

2 Der Hauptmann ´einer dort stationierten Einheit` hatte einen Diener, den er sehr schätzte; dieser war schwer krank und lag im Sterben.

3 Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige Älteste der jüdischen Gemeinde zu ihm; sie sollten ihn bitten, zu kommen und seinem Diener das Leben zu retten.

4 Die Männer gingen zu Jesus und baten ihn inständig, mit ihnen zu kommen. »Er ist es wert, dass du ihm diese Bitte erfüllst«, sagten sie.

5 »Er liebt unser Volk und hat uns sogar die Synagoge gebaut.«

6 Jesus machte sich mit ihnen auf den Weg. Doch als er nicht mehr weit vom Haus des Hauptmanns entfernt war, schickte dieser ihm einige Freunde entgegen und ließ ihm ausrichten: »Herr, bemühe dich nicht! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.

7 Deshalb hielt ich mich auch nicht für würdig, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund.

8 Ich bin ja selbst dem Befehl eines anderen unterstellt und habe meinerseits Soldaten unter mir. Wenn ich zu einem von ihnen sage: ›Geh!‹, dann geht er, und wenn ich zu einem sage: ›Komm!‹, dann kommt er; und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das und das!‹, dann tut er es.«

9 Jesus staunte über den Mann, als er das hörte. Er wandte sich um und sagte zu der Menge, die ihm folgte: »Ich versichere euch: Solch einen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.«

10 Als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, zu ihm zurückkamen, stellten sie fest, dass der Diener wieder gesund war.

 

Die Geschichte spielt in Kapernaum, das am See Genezareth liegt. Kapernaum war eine Grenzstadt und durch die Grenzsituation bedingt, war dort eine römische Einheit stationiert. Die Grenzen mussten gesichert sein und für Ruhe und Ordnung gesorgt werden. In Kapernaum verbrachte Jesus einige Zeit und vollbrachte schon zahlreiche Wunder wie Krankenheilungen, Dämonenaustreibungen und sogar eine Totenauferweckung. Die Menschen in Kapernaum kannten Jesus. Sie haben ihn erlebt oder kannten jemand, der etwas mit ihm erlebt hat. Die Basis von leidenschaftlichem Glauben ist eine Beziehung – unsere Beziehung zu Gott. Damit unser Glauben leidenschaftlicher wird oder leidenschaftlich bleibt müssen wir Jesus kennen und immer wieder Erfahrungen machen, denn unser Glaube ist nicht abstrakt, sondern persönlich.

Jesus kommt also nach Kapernaum. Da bekam auch der dort ansässige römische Hauptmann mit. Er befand sich in grosser Not, denn einer seiner Knechte, der ihm sehr wertvoll war, lang im Sterben. Solche Situation gibt es im Leben – Situation, die man keinem wünscht. Wir sind alle mit Krankheit, Schmerzen, Hass und leider immer wieder auch mit dem Tod konfrontiert. Das ist die Wirklichkeit unseres Lebens. Es macht es schwer. Mit Jesus zu leben heisst nicht von allem Elend von Krankheit und von Unfällen usw. verschont zu werden. Gott ist nicht in erster Linie für ein problemloses und unkompliziertes Leben verantwortlich. Das Entscheidende am Glauben an Jesus ist, dass wir durch Ihn für alle Zeit erlöst sind. Die Gefahr besteht darin, in solchen Lebensabschnitten an der Liebe und Grösse Gottes zu zweifeln. Oder sich gar von Jesus abzuwenden, wenn die Vorteile, die man sich für dieses Leben erhoffte, nicht eintreffen.  Es gilt gerade auch in solchen schweren Phasen Gott zu vertrauen. Das ist nicht immer einfach. Doch darauf steht eine grosse Belohnung. Wir brauchen einen Glauben, der solche Phasen durchsteht. Leidenschaftlicher Glaube hält stand. Er ist ein Allwetterglauben. Jemand sagte mir mal: „Das Leben ist kein Wirrpool“. Der Glaube auch nicht. Aber der Glaube bringt eine wundervolle Belohnung – die Ewigkeit. .

Der Hauptmann lässt nach Jesus fragen. Jesus nimmt seine Bitte ernst und lässt sich zu seinem Haus führen. Dem Hauptmann wurde gemeldet, dass sich Jesus seinem Haus nähert, diesmal sendet er seine Freunde zu Jesus und liess ihm sagen: »Herr, bemühe dich nicht! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb hielt ich mich auch nicht für würdig, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund.« Der Hauptman sagte das weil er nicht wollte, dass sich Jesus in den Augen der Juden verunreinigt. Ein Jude durfte das Haus eines Heiden nämlich nicht betreten. Sein Anliegen war einzig, seinen geliebten Knechten zurückzugewinnen. Dafür verlangte er nicht von Jesus kulturelle Grenzen zu überschreiten. Er war der Überzeugung, Jesus müsse nur ein Wort sprechen, so wäre sein Knecht wieder gesund. Er begründet diese Meinung mit einer Beobachtung: »Ich bin ja selbst dem Befehl eines anderen unterstellt und habe meinerseits Soldaten unter mir. Wenn ich zu einem von ihnen sage: ›Geh!‹, dann geht er, und wenn ich zu einem sage: ›Komm!‹, dann kommt er; und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das und das!‹, dann tut er es.« Er ist ein Mensch dem Macht gegeben ist von der Obrigkeit. Diese erlaubt ihm seinen Untergebenen Befehle zu erteilen, und sie werden von ihnen befolgt. Gleiches gilt für Jesus. Ihm ist Macht gegeben und diese Macht führt er aus. Jesus selbst ist seinem Vater unterstellt. Er handelt nach seinem Willen, weil er weiss das dies das Beste ist – für ihn und sein Umfeld. Das ist Hingabe. Das ist ein Leben im Vertrauen auf Gott. Leidenschaftlicher Glaube gibt sich hin. Daher wenn wir von leidenschaftlichem Glauben sprechen dann denken wir daran sein Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Leidenschaftlicher Glaube folgt Jesus nach und nicht den eigenen Wünschen.

Jesus ist völlig erstaunt über den Glauben des Hauptmanns. Er dreht sich um, zu der Volksmenge, die ihm folgte, und er sagte ihnen: »Ich versichere euch: Solch einen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.« Bei keinem Juden hat Jesus solchen Glauben gefunden. Freude und Interesse an Wundern begegnete ihm überall. Aber solchen Glauben fand er bis jetzt noch nicht. Der Glaube bestand ja darin, dass der Hauptmann Jesus erkannte und anerkannte als Sohn Gottes als Schöpfer des Himmels und der Erde, dem eben die Macht gegeben ist, auch über Kranke ein Wort zu sprechen und sie sind gesund. Und tatsächlich, als die Boten zurück in das Haus des Hauptmanns kamen, fanden sie den Knecht gesund. Für uns stellt sich die Frage: Findet Jesus bei uns diesen Glauben, der ihm vertraut, der weiss, dass Gott kein Ding unmöglich ist? Oder gehen wir vielmehr von unserem Denken, von unseren Möglichkeiten aus? Entscheiden nicht allzu oft wir, was Gott möglich ist und was nicht? Wir müssen lernen Gott zu vertrauen. Wir müssen wissen Gott ist kein Ding unmöglich, aber er muss uns nicht jeden persönlichen Wunsch erfüllen, denn Gott ist nicht da, um uns ein angenehmes Leben auf dieser Erde zu verschaffen, sondern wir sind da, um Gott zu dienen, mit allem was uns anvertraut ist. So sieht leidenschaftlicher Glaube aus.

Reflektionen

Ziemlich spontan entschied ich mich mit dem Zug nach Zug (CH) zu fahren und mir die Stadt ein wenig anzuschauen. Ich liebe Städtetrips und lasse mich gerne durch die Leute und die Architektur inspieren. Und während ich durch die wunderschöne Altstadt von Zug schlendere, fängt die Kunst an zu mir zu sprechen. Ich spürte wie Gott mir etwas mitteilen will.

20171223_123328An einer Strassenecke in der Nähe des Kirchturms erblickte ich einen Tannenbaum. Nicht ungewöhnlich für diese Vorweihnachtszeit. Doch der Tannenbaum war kein gewöhnlicher Tannenbaum – es war ein Wunschbaum, an den Menschen kleine Kärtchen mit ihren Wünschen befestigten. Es waren Wünsche aller Art zu lesen: kleine, grosse, unrealistische, idealistische, sehr persönliche, recht allgemeine, berührende und selbstverliebte Wünsche. Und eine innere Stimme fragte mich: Und Martin was hättest du auf die Karte geschrieben? Was sind deine Wünsche für 2018?

Ich gehe nach einer Weile weiter und denke über meine Wünsche nach. Welche Wünsche habe ich? Und warum habe ich genau diese Wünsche? Und während ich so über mich und meine Ziele nachdenken komme ich am Theater vorbei. Dort hängen ein paar grosse Plakte aus. Auf einem steht gross WOW. Es spricht mich an. Ich bleibe stehen und die innere Stimme fragt mich: Martin was hat in diesem Jahr 2017 in dir ein Wow-Gefühl ausgelöst? Mein Blick geht von der Zukunft in die Vergangenheit. Mir fallen spontan ein paar ganz besondere Erlebnisse und Ereignisse ein die einfach nur WOW waren. Ich werde dankbar für mein Leben. Die letzten Jahre waren nicht einfach, aber dieses Jahr war ein WOW-Jahr. Ich danke Gott für seine Hilfe und wünsche mir nicht nur für mich im nächsten Jahr WOW-Erlebnisse, sondern auch für andere Menschen.

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Mein Rundgang führt mich weiter zum Kunstmuseum. Dort fallen mir zwei Worte an den beiden Frontseiten des Gebäudes auf. An der einen Wand steht IST und auf der anderen Mauer WIRD. Und wieder meldet sich die innere Stimme und fragt mich: Martin was IST gegeben in deinem Leben und was WIRD gerade? Spontan kreisen sich meine Gedanken über den IST-Zustand meines Lebens und was geworden IST. Und darüber was gerade WIRD und wie es mir damit geht. Ich merke wie ich vieles beeinflussen kann, aber auch vielem einfach ausgesetzt bin und mich den Situationen stellen muss. Ich spüre die Bewegung im Leben und bin gespannt wie alles so WIRD in 2018.

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Viele Läden haben offen und nutzen den letzten Tag vor den Weihnachtsfeiertagen Geschäfte zu machen. Dabei versuchen sie auf ihre Art Aufmerksamkeit zu erregen und Kunden in ihr Geschäft zu locken. Die guten alten Aufsteller stehen dabei immer noch hoch im Kurs. Vor einem dieser Schilder bleibe ich stehen. Es steht ganz einfach WELCOME und darunter OPEN drauf. Nicht besonders kreativ, aber die innere Stimme schafft sich wieder in mir Gehör: Martin, wer ist in deinem Leben willkommen? Für wen ist dein Haus offen? Und ich spüre, dass Gastfreundschaft eines der Themen in 2018 werden könnte. Und genauso die Fokussierung auf Menschen und nicht so sehr auf Projekte. Hat sich da vielleicht was verdreht in meinen Prioritäten? Ganz abschliessend kann ich es nicht klären, aber ich nehme mir vor ein Willkommensmensch zu sein – was auch immer das genau bedeutet. Wir werden sehen.

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Zum Ende meines Rundgangs laufe ich nochmals runter zum See. Leider kein schönes Wetter heute. Die Berge sind nebelverhangen und verstecken die Sonne. Ich schaue auf den See und sehe eine Art Statue aus zwei Gänsen, die zusammen ihren Weg gehen. Sie machen auf mich irgendwie den Eindruck als wollen sie tanzen. Und die innere Stimme nimmt diese unreife Beobachtungen zum Anlass zu ihrer letzten Frage: Mit wem tanzt du durchs nächste Jahr? Mit wem bist du eng verbunden und willst vieles bewegen und erleben? Die Antwort ist bei mir ziemlich einfach und klar. Dennoch bin ich dankbar für den abschliessenden Hinweis. Ja es gibt wundervolle Menschen in meinem Leben mit denen mich Gott verbunden hat und mit denen ich durchs Leben tanzen will. Und das sind auch diese Menschen, die mich dankbar machen, die ich mir gewünscht habe, die da sind und es auch bleiben sollen. Dankbar mache ich mich auf den Heimweg. Gott hat mal wieder durch die Kunst zu mir gesprochen – einfach wundervoll.

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Selbstwert

Immer wieder merke ich wie in meiner Arbeit als Pastor im Gespräch mit Menschen es um den Selbstwert geht. Er kann schnell am Boden sein, aber auch unrealistisch übertrieben hoch sein. Bei vielen leide ich fast mit wenn ich sehe wie sie damit kämpfen. Und in meinem Leben sieht es auch nicht immer rosig aus.

Lass mich daher mit einer einfachen Frage beginnen: Wer bist du? Wenn ich dir diese Frage stellen würde, wie würdest du antworten? – Ich bin eine Mutter, eine Schülern, Jungschileiter, Student, Anwalt, Schreiner etc. Das ist eine Möglichkeit, die oft zu hören ist. Wir definieren uns dann über unseren Job. Oder wir könnten antworten: Ich bin ein Schweizer, Berner, Deutscher, ich komme von der Familie Preisendanz etc. In diesen Fall definieren wir uns über unsere Herkunft. Und es stimmt natürlich, dass unser Job, unsere Herkunft und Familie uns irgendwie definiert. Doch wir können auch tiefer gehen und zwar zu unserer Identität. Ich will über heute ein paar persönliche Gedanken zum Thema Identität weitergeben, um zu einem besseren, wertvolleren Bild von uns zu kommen.

Wer bin ich nun?

Ich bin Martin, ein Deutscher, der seit ein paar Jahren in der Schweiz lebt und mit einer Einheimischen verheiratet ist. Ich bin mit grosser Leidenschaft Theologe und Prediger. Angestellt in einer kleinen, tollen Gemeinde in Steffisburg und zusätzlich freiberuflich tätig als Prediger und Fachmentor von Theologiestudenten. Ich spiele gerne, aber leider zu wenig Volleyball und kann mich für gutes und spezielles Essen und Trinken begeistern.

Bin ich das nun? Ja, es sagt sehr viel über meine Talente, meine Aufgaben, Fähigkeiten und Persönlichkeit aus. Doch was ist wenn das alles verschwindet. Nehmen wir mal an ich verliere das alles. Wer bin ich dann noch? Nehmen wir an ich verliere meinen Job, meine Frau verlässt mich und ich liege schwer krank im Krankenhaus. Wie würde ich die Frage dann noch beantworten? Was würde ich dann sagen? Wer bin ich ohne Frau, Job und Gesundheit? Für mich sind das keine theoretischen Fragen, denn ich war schon an diesem Punkt. Ich weiss was es heisst seinen Job aufgeben zu müssen und arbeitslos zu sein. Ich weiss, was es heisst verlassen zu werden. Ich weiss, was es heisst, wenn der Körper einfach nicht mehr mitspielt. Und vielleicht haben das einige von euch auch schon in irgendeiner Form erlebt: Zeiten des Zerbruchs und Scheitern. Zeiten, in den wir mit der Schwere des Lebens konfrontiert sind. Zeiten voller Schmerz und Leid. Wir allen waren dort schon oder werden sicherlich in irgendeiner Form einmal durch ein Tal durchmüssen. Was macht das mit uns? Wir brauchen eine innere Klarheit darüber wer wir sind. Und das herauszufinden und zu verinnerlichen ist eine lebenslange Aufgabe.

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Ich werde daher über zwei entscheidende Punkte sprechen und euch zwei Tools mit auf den Weg geben, die mir geholfen haben mich zu finden und innerlich stark zu werden. Der erste ist ein Schlüssel. Der Schlüssel steht dafür eine entscheidende Tür zu öffnen. Der Schlüssel ist: wir haben alle mit einem JA begonnen. Am Anfang unseres Lebens stand ein JA. Am Anfang jeden Lebens steht ein JA. Du bist gewollt. Dieser Satz, diese Botschaft ist einer der wichtigsten überhaupt. Du bist gewollt. Idealerweise waren deine Eltern schwer verliebt und entschieden sich ihre Liebe mit noch mehr zu teilen und zeugten dich. Der Grund deiner Existenz ist das JA von Mami und Papi. In diesem Fall bist zu geschaffen aus Liebe. Aber vielleicht bist du nicht in dieser glücklichen Position. Du warst nicht geplant, sondern ein Unfall. Eigentlich sollte es dich gar nicht geben, aber weil deine Eltern an einem Abend auf einer Party etwas zu viel getrunken haben ist ihnen gar nicht aufgefallen, dass sie das Kondom vergessen haben. Vielleicht ist deine Geschichte eher diese. Was dann? Ich sage dir: auch, wenn es auch volles JA von deinen Eltern gab, dann doch ein JA von Gott. Auch wenn deine Eltern dich nicht geplant haben, so doch Gott. Du hast nichts für dein Leben getan. Du hast dir das nicht herausgesucht. Du warst einfach da, weil dich jemand wollte. Das können wir einfach annehmen. Doch leider fällt es uns oft schwer dieses JA anzunehmen. Was hält uns ab davon? Ignoranz, Stolz, Leistungsdenken z. B. Ich muss erst mal etwas leisten. Ich kann was und das will ich auch zeigen etc. Nein, du musstest für dieses JA nichts leisten und kannst es dir nicht erarbeiten. Wir brauchen wieder ein natürliches annehmendes Herz. Ein Herz, das einfach Ja sagt und sich über diese bedingungslose Liebe freut. Gottes JA ist bedingungslos d. h. er stellt keine Bedingungen. Und wenn du lernst dieses JA anzunehmen ist das ein Schritt in die Freiheit. Ein Leben frei von Bewertung, Vergleich und Beurteilung von anderen Menschen. Das ist möglich, wenn auch nicht einfach, denn wir leben in einer Welt voller Erwartungen. Deine Eltern haben Erwartungen, die Schule hat sie, dein Team, deine Kirche, ja du selbst an dich auch. In der Schule gibt es Anerkennung von den Lehrern durch gutes Benehmen und Leistung. Bei den Frauen komme ich gut an aufgrund meines Aussehens und Auftretens. Freunde finde ich leichter, wenn ich geniale Parties veranstalte etc. Doch was wir dringend brauchen wir Menschen die uns erwartungslos mögen.

diamondDas bringt mich zum zweiten Tool: dem Edelstein. Der Edelstein steht für den Satz: Umstände definieren nicht deinen Wert. Ich habe vorhin erzählt, dass ich auch schwere Zeiten durchleben musste. Vor drei Jahren bin ich durch eine schwere Zeit. Die Situation wurde für mich immer unerträglicher. Viele, zu viele Nächte mit zu wenig Schlaf, forderten ihren Tribut. Ich war nun auch körperlich am Ende. Ich habe die Reisslinie gezogen, bin zum Arzt, habe gekündigt und bin zu meinen Eltern gezogen. Wenn du mit 35 Jahren zurück zu deinen Eltern ziehst ist wahrscheinlich irgendwas schief gelaufen. Ich betrat zum ersten in meinem Leben ein Arbeitsamt. Und war körperlich sehr erschöpft und wusste nicht ob ich jemals wieder ganz fit werde. Dazu habe ich einen Grossteil meines Besitzes verloren und finanziell stand ich an einem Punkt wie zuletzt als Teenager. Während meine Freunde sich über Kinder freuten und ihre Häuser bauten, war ich froh, dass ich einfach ohne Druck bei meinem Eltern leben durfte. Diese Situation hat mich an meiner Identität zweifeln lassen. Ich fühlte mich nutzlos und ziellos. Ich fühle mich wie ein grosser Träumer, der auf dem harten Boden der Realität landet. Ich fühle mich zwar talentiert, aber nutzlos. Ich fühlte mich als Versager. Ich fühlte mich als gescheitert. Ich musste mir eine grosse Niederlage eingestehen. Und inmitten dieser allzu menschlichen Gedanken musste ich lernen, dass die Umstände (meine konkreten Umstände) nicht meinen Wert definieren. Das war gar nicht so einfach zu glauben. Und ich fragte mich blickend auf die Zukunft: Wer will mich mit meiner Geschichte? Ich musste wieder ganz von Vorne anfangen. Und ich erlebte es als eine grosse Befreiung. Ich muss nichts mehr darstellen, weil ich nichts mehr zum Darstellen hatte. Wer will mich? Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: ein paar Menschen irgendwo in der Schweiz. Normale, einfache Menschen aus einem gar nicht so kleinen Dorf namens Steffisburg. Ihr wisst gar nicht wie glücklich ihr mich damit gemacht habt!! Und in dieser Zeit haben mir diverse Aussagen von Menschen und Erkenntnisse geholfen: Martin, du wirst deinen Weg machen. Martin, du bist ein Juwel. Martin, du bist kein Opfer deiner Umstände. Und ich durfte Menschen erleben, die mich trotz und sogar wegen meiner Geschichte Menschen liebten und an mich glaubten. Das war Therapie für mich. Zu erfahren trotz oder wegen allem geliebt zu sein, ist eine der tiefsten und berührenden Erfahrungen. Ich bin wertvoll. Ich bin ein Diamant. Und ein Diamant ist wertvoll egal wo er liegt. Ob er für tauschende von Franken beim Juwelier zu verkaufen ist, oder in einem Schmuckkasten bei einer alten Dame liegt, so dass niemand ihn sehen kann oder ob er noch unentdeckt im Erdreich ist. Der Diamant bleibt ein Diamant. Er ist deshalb nicht mehr oder weniger wert. Umstände definieren nicht deinen Wert. Lass dir das gesagt sein! Und interessant ist noch, dass um einen leuchtenden edlen Diamanten zu bekommen muss der Handwerker mehr als die Hälfte vom Stein abschleifen. Das ist ein tolles Bild, das uns vor Augen führt, dass schwierige Zeiten grosses Potential haben, wenn wir den Handwerker an uns schleifen lassen, so dass wir heller scheinen als zuvor. Und heute (3 Jahren später) kann ich sagen: Ich liebe meinen Job, ich liebe meine Frau. Ich stehe wieder etwas im Rampenlicht. Ich bin nicht der versteckte Diamant, sondern für ein paar Menschen sichtbar. Aber was bleibt ist, dass ich dadurch nicht mehr wert bin. Ich bin und bleibe der von Gott geliebte Martin. Ich erlebe es als eines der grossen Punkte: unser Selbstwertgefühl. Hier müssen wir heran. Als Christen wissen wir, dass wir von Gott bedingungslos geliebt sind. Was für eine wundervolle Glaubensgrundlage! Und das gilt daher unabhängig von unseren Lebensumständen. Lass uns das anfangen zu glauben und uns immer wieder zusprechen. Du bist geliebt! Deine Lebensumstände bestimmen nicht deinen Wert als Mensch!

Gutes und Barmherzigkeit werden … (Psalm 23,6)

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Abend im Bett – Abschluss des Tages.

Zum Abschluss des Tages geht es darum diesen Vers durchzugehen: Gutes und Barmherzigkeit, werden mir folgen mein Leben lang. Was ist eigentlich gut? Was ist eigentlich ein gutes Leben? Darauf würden Menschen unterschiedliches antworten. Wir haben nämlich verschiedene Vorstellungen davon was gut ist und was nicht. Die Bibel geht davon aus, dass Gott der Ursprung des Lebens ist und die Quellen alles Guten. Das bedeutet, dass ein gutes Leben ein Leben in Verbindung mit Gott ist. Gott hilft uns Gutes im Leben zu finden. Er hilft uns durch seine Gegenwart, dass selbst die schweren Stunden Gutes beinhalten und nicht zerstören. Und am Ende wird tatsächlich alles gut werden. Wir werden mit Gott an dem Ort sein, an dem kein Schmerz und kein Leid mehr ist. Es wird alles gut werden.

Jeder Tag hat Gutes. Was würde passieren, wenn wir jeden Tag danach Ausschau halten würden. Wofür bin ich dankbar. Du gehst den Tag nochmals durch vom Aufstehen bis zum Abend. Und du sagst Gott nochmals, was alles Gut war.

Aber auch Barmherzigkeit werden mir folgen. Gott hat Erbarmen mit mir. Wir alle machen Fehler und müssen erkennen, wir sind gar nicht so nett, höflich, grosszügig, zuvorkommend etc. wie wir gerne wären. Aber Gott hat Erbarmen mit meinem Versagen. Er fühlt mit mir. Er kennt meine Grenzen. Er verdammt mich nicht. Sein Erbarmen wird mir folgen. Was für eine tolle Zusage.

Am Abend überlege ich nochmals: Was hab ich verbockt? Welche falschen Entscheidungen habe ich getroffen? Welche Dinge bin ich heute schuldig geblieben? Aber dafür gilt Gottes Barmherzigkeit. Ich kann ihm meine Fehler bekennen und werde nicht verurteilt und bestraft.

Und ich werde bleiben im Haus des Herrn. Das Haus des Herrn ist ein Synonym für die Familie. Es meint die engste Wohngemeinschaft Gottes. Ich werde immer zur Familie Gottes gehören. Ich werde für immer sein Kind sein und ich werde immer mit der Zusage leben können, dass du mich nicht rausschmeisst, denn ich bin sein Kind. Hier bin ich willkommen. Hier habe ich ein ewiges Bleiberecht. Hier kann ich sein und immer ein und ausgehen. Bei Gott ist immer Platz für mich. Bei Gott ist immer ein Bett für mich frei. Das gilt und damit gehe ich in die Nacht.

Du bereitest vor mir einen Tisch … (Psalm 23,5)

… im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Jetzt wird es etwas unangenehm. Beziehungen bestimmen unser Leben. Wir sind als Beziehungsmenschen geschaffen und brauchen ein Netz von vertrauensvollen Beziehungen. Wir brauchen Freunde und Familie. Wir leben in Interaktion mit vielen Menschen. Auch Menschen mit denen wir Probleme haben oder die Probleme mit uns haben. Wir alle sind von Menschen enttäuscht und verletzt worden. Es mag sogar Menschen geben, die uns hassen. Nun bereitet uns Gott einen Tisch im Angesicht unserer Feinde. Das bedeutet erstmal, dass wir bei ihm willkommen sind. Wir können zu ihm kommen und er weisst uns nicht ab, sondern versorgt uns. Sein Haus steht offen für uns. Bei ihm habe ich einen sicheren Ort. Doch das gilt nun nicht nur für mich und meine Freunde, sondern auch für meine Feinde. Gott öffnet auch meinen Feinden sein Haus. Er behandelt sie gleich. Und so sitzt bei Gott am Tisch Freund und Feind. Dieser Tisch ist ein Ort der Gastfreundschaft auch für meine Feinde. An diesem Tisch wird das zerstörerische Muster des Wir und Sie aufgegeben und kann Heilung und Versöhnung passieren. Wir können das Wir-Sie-Muster auflösen. Das bedeutet für uns ganz praktisch, dass wir uns entschliessen alles was wir gegen unsere Feinde in der Hand haben loszulassen. Oftmals haben Menschen uns Unrecht getan und uns verletzt und ich halte daran fest und halte es gegen sie. Doch solange wir das tun sind auch wir gefangen und zerstören uns selbst an unserem Zorn gegen andere. Seine Feinde zu lieben ist keine schwere Hürde die Gott uns einbaut, sondern ein Weg zu einem gelingenden Leben, denn so kann Versöhnung passieren.

„Du salbest mein Haupt mit Öl“ meint, dass Gott uns erfrischt und wir uns wohlfühlen können. Im Orient gibt es wenig Wasser, noch fliessendes Wasser. Und wenn man bei der Hitze in dieser Gegend viel gearbeitet oder durch die Wüste gelaufen ist roch man entsprechend. Und wenn man dann sich so an den Tisch gesetzt hat, dann war das ziemlich unangenehm. Deshalb hat der Hausherr ein Stück Talk auf den Kopf gedrückt. Der Talk löste sich in der Sonne auf und setzte ätherische Öle frei, die für einen angenehmen Duft sorgten. Und Gott versorgt dich auf diese Weise. Er macht dich wohlriechend.

Und Gott schenkt uns voll ein. Das ist eine symbolische Handlung die bedeutet, dass wir ein überfliessendes Leben geschenkt bekommen. Es bedeutet, dass ich voll und ganz auf Gott angewiesen bin. Und es bedeutet, dass ich genug von ihm bekomme. Ich bekomme einen randvollen Becher. Mehr geht nicht. Das heisst auch, dass ich nicht benachteiligt bin. Viele Menschen denken, dass sie zu kurz kommen. Und das ist das Problem in vielen Beziehungen: Neid und Eifersucht. Die haben mehr! Ich komme zu kurz! Wir fangen an uns zu vergleichen und fühlen uns benachteiligt. Es entsteht ein Ich-Du, ein Wir-Sie. Doch von Gott aus betrachtet, schenkt er allen gleich voll ein.

Konflikte und menschliche Feindschaft gehören zu unserem Leben. Die Frage ist ob wir in Gott einen Ort der Geborgenheit gefunden haben, von dem aus wir die Konflikte und Feindschaften aus betrachten und versuchen sie zu lösen, sofern das möglich ist. Bestimmte Konflikte können nicht gelöst werden, auch weil immer zwei Parteien dazugehören. Aber Gott kann in mir das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit schaffen, mit dem ich denn feindlichen Angriffen entgegentreten und mich für Versöhnung einsetzen kann.

Nimm dir während des Tages Zeit über deine Beziehungen nachzudenken. Wer sind deine Freunde? Wer sind deine Feinde? Und bitte Gott dir Kraft zu geben und dir zu helfen deine Wut und Enttäuschung umzuwandeln in Wertschätzung und inneren Frieden.