Du bereitest vor mir einen Tisch … (Psalm 23,5)

… im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Jetzt wird es etwas unangenehm. Beziehungen bestimmen unser Leben. Wir sind als Beziehungsmenschen geschaffen und brauchen ein Netz von vertrauensvollen Beziehungen. Wir brauchen Freunde und Familie. Wir leben in Interaktion mit vielen Menschen. Auch Menschen mit denen wir Probleme haben oder die Probleme mit uns haben. Wir alle sind von Menschen enttäuscht und verletzt worden. Es mag sogar Menschen geben, die uns hassen. Nun bereitet uns Gott einen Tisch im Angesicht unserer Feinde. Das bedeutet erstmal, dass wir bei ihm willkommen sind. Wir können zu ihm kommen und er weisst uns nicht ab, sondern versorgt uns. Sein Haus steht offen für uns. Bei ihm habe ich einen sicheren Ort. Doch das gilt nun nicht nur für mich und meine Freunde, sondern auch für meine Feinde. Gott öffnet auch meinen Feinden sein Haus. Er behandelt sie gleich. Und so sitzt bei Gott am Tisch Freund und Feind. Dieser Tisch ist ein Ort der Gastfreundschaft auch für meine Feinde. An diesem Tisch wird das zerstörerische Muster des Wir und Sie aufgegeben und kann Heilung und Versöhnung passieren. Wir können das Wir-Sie-Muster auflösen. Das bedeutet für uns ganz praktisch, dass wir uns entschliessen alles was wir gegen unsere Feinde in der Hand haben loszulassen. Oftmals haben Menschen uns Unrecht getan und uns verletzt und ich halte daran fest und halte es gegen sie. Doch solange wir das tun sind auch wir gefangen und zerstören uns selbst an unserem Zorn gegen andere. Seine Feinde zu lieben ist keine schwere Hürde die Gott uns einbaut, sondern ein Weg zu einem gelingenden Leben, denn so kann Versöhnung passieren.

„Du salbest mein Haupt mit Öl“ meint, dass Gott uns erfrischt und wir uns wohlfühlen können. Im Orient gibt es wenig Wasser, noch fliessendes Wasser. Und wenn man bei der Hitze in dieser Gegend viel gearbeitet oder durch die Wüste gelaufen ist roch man entsprechend. Und wenn man dann sich so an den Tisch gesetzt hat, dann war das ziemlich unangenehm. Deshalb hat der Hausherr ein Stück Talk auf den Kopf gedrückt. Der Talk löste sich in der Sonne auf und setzte ätherische Öle frei, die für einen angenehmen Duft sorgten. Und Gott versorgt dich auf diese Weise. Er macht dich wohlriechend.

Und Gott schenkt uns voll ein. Das ist eine symbolische Handlung die bedeutet, dass wir ein überfliessendes Leben geschenkt bekommen. Es bedeutet, dass ich voll und ganz auf Gott angewiesen bin. Und es bedeutet, dass ich genug von ihm bekomme. Ich bekomme einen randvollen Becher. Mehr geht nicht. Das heisst auch, dass ich nicht benachteiligt bin. Viele Menschen denken, dass sie zu kurz kommen. Und das ist das Problem in vielen Beziehungen: Neid und Eifersucht. Die haben mehr! Ich komme zu kurz! Wir fangen an uns zu vergleichen und fühlen uns benachteiligt. Es entsteht ein Ich-Du, ein Wir-Sie. Doch von Gott aus betrachtet, schenkt er allen gleich voll ein.

Konflikte und menschliche Feindschaft gehören zu unserem Leben. Die Frage ist ob wir in Gott einen Ort der Geborgenheit gefunden haben, von dem aus wir die Konflikte und Feindschaften aus betrachten und versuchen sie zu lösen, sofern das möglich ist. Bestimmte Konflikte können nicht gelöst werden, auch weil immer zwei Parteien dazugehören. Aber Gott kann in mir das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit schaffen, mit dem ich denn feindlichen Angriffen entgegentreten und mich für Versöhnung einsetzen kann.

Nimm dir während des Tages Zeit über deine Beziehungen nachzudenken. Wer sind deine Freunde? Wer sind deine Feinde? Und bitte Gott dir Kraft zu geben und dir zu helfen deine Wut und Enttäuschung umzuwandeln in Wertschätzung und inneren Frieden.