Jesus ist … ein Mitläufer

Wer ist Jesus? Ich möchte heute eine ungewöhnliche Beschreibung aufgreifen. Und zwar Jesus als Mitläufer. Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Hause von den Passahfeierlichkeiten. Sie gehörten womöglich zu einer kleinen Gruppe von Jesus-Jüngern in Emmaus. Wo genau dieses Emmaus liegt ist heute nicht mehr rekonstruierbar. 60 Stadien lag es von Jerusalem entfernt. Das entspricht etwas mehr als 10 km. Einer der Jünger hieß Kleopas. Vermutlich derselbe, der auch in Johannes 19,25 genannt wird. Seine Frau wäre dann Maria, die ebenfalls Jüngerin Jesu war. Laut älterer Kirchengeschichte war Kleopas der Bruder Josefs, des juristischen Vater Jesu, und er somit ein Onkel von Jesus. Der zweite Jünger bleibt ungenannt. Hinter diesen beiden Jüngern liegen ereignisreiche Tage. Überlegen wir mal was in ihnen vorging:  Wie jedes Jahr trafen sich die Juden zum Passahfest in Jerusalem. Alles war bereit für das große Fest. Reges Treiben, der Tempel vollgestopft, überall Menschen, Menschen, Menschen, Jerusalem völlig ausgebucht, Leben pur, ja auch anstrengend, zu viel Trubel, zu laut und dennoch jedes Jahr ein riesen Fest. Doch solch ein Fest hatten sie noch nie erlebt. Binnen Tage spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu. Jesu Einzug in Jerusalem, der Verrat Judas, die Festnahme und schließlich die Kreuzigung. Und das alles in unglaublich schnellem Tempo.

Wie viel Hoffnung hatten sie doch in Jesus gesetzt! Dass er ein Prophet war stand außer Frage. Seine Zeichen und Wunder in dieser Intensität und Häufigkeit noch nie dagewesen. Vielleicht der Messias? Er war anders. Seine Lehre beeindruckender, seine Wunder außergewöhnlicher, sein Charisma überzeugender als die anderen großen Rabbiner. Doch warum haben gerade die jüdischen Obersten sich so vehement für seinen Tod eingesetzt? Sie warteten auf den Messias. Sie glaubten, dass er bald kommt. Und sie kannten sich aus. Wenn jemand die Zeichen der Zeit erkennen kann – dann sie. Doch sie haben sich von ihm abgewandt und deutlich gemacht, dass diesem Treiben ein Ende gesetzt werden müsste. Hatten sie doch Recht die Obersten? Sie hatten schon immer Zweifel an der Betrachtung der Obersten. Doch wenn er der Messias gewesen wäre, hätte er sich doch gewehrt, seine Anhänger mobilisiert ihm zu helfen. Doch er hat alles über sich ergehen lassen. Sie verstanden ihn nicht mehr. So kannten sie ihn nicht. Und nun die Berichte der Frauen vom Grab. Der Stein weg, kein Leichnam mehr, der Engel … Wie sollten sie das einordnen? Was auch immer hier abgeht – mysteriös, unfassbar, nicht einordbar.

Und nun gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Aller Voraussicht ein Pilger auf dem Nachhauseweg. Nichts Ungewöhnliches – man schloss sich gerne einer Wandergruppe an. Es war Jesus. Wer er wirklich war erkannten sie nicht. Warum? Sie konnten ihn eben nicht identifizieren. Vielleicht sah Jesus anders aus. Sie ließen sich nicht von ihm abhalten und diskutieren weiter. Und Jesus? Er läuft mit ihnen. Er geht mit ihnen den Weg nach Emmaus. Jesus wird zum Mitläufer. Gemeinsam gingen sie die Zeit mit Jesus durch, alles was sie mit ihm erlebt haben.  Sie diskutieren, ja stritten sogar, warfen sich die Argumente hin und her, als sich der Fremde zu Wort meldet. „Entschuldigung, aber von was reden ihr?“ Entsetzt bleiben sie stehen. Wie, was, wo – was geht hier ab? Er hat noch nichts davon gehört? Das ging doch gar nicht! Ganz Jerusalem beschäftigte seit ein paar Tagen nur dieses eine Thema. Gut, Unwissende gibt es immer. Und sie berichten ihm alles. Und dann kommt diese seltsame Antwort. Ja es ist wohl eher eine kritische Anmerkung oder gar Bewertung: O ihr Unverständigen und im Herzen zu träge. Was bedeutet es den im Herzen träge zu sein? Es geht erstmal um das Herz. Ihr Herz ist langsam und schwerfällig. Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen? Musste es nicht genauso kommen? Jesus stellt die Sicht / das Denken / die Vorstellungen der Jünger in Frage. Für sie machte das alles keinen Sinn. Schon gar nicht konnten sie darin etwas Gutes sehen oder den Plan Gottes? Wir können es ihnen nicht verübeln. Und Jesus? Was macht der Mitläufer? Anstatt die Krise zu schieben erklärt er ihnen alles und zwar von Anfang an. Mose – die ganzen Propheten – die komplette Geschichte Israels. Er wollte ihnen zeigen, warum alles so kommen musste. Jesus hat Geduld und Verständnis für sie. Er geht auf ihre Fragen und Zweifel ein. Er geht auf ihre Enttäuschung ein. Sie fühlen sich getäuscht. Vielleicht hast du gerade auch Zweifel und offene Fragen.

Und dann kommen sie zu Hause an und laden den Begleiter / Mitläufer ein. Ein tolles Beispiel orientalischer Gastfreundschaft. Und sie stärken sich bei einem Essen. Und dabei erkennen sie plötzlich, dass ihr Begleiter Jesus höchstpersönlich ist. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und wie er uns die Schriften öffnete?

Kennst du Situation wie die der Emmaus-Jünger? Zeiten des Zweifelns und der Unsicherheit? DIe Botschaft hier ist, dass Jesus auch in diesen Zeiten bei uns ist und sich erkenntlich machen will. Und wenn du dann zurückblickst kannst du erkennen: es brannte mein Herz. Kennst du dieses Gefühl? Das Herz brennt. Das ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Es geht dabei um eine Situation, ein Erlebnis, eine Begegnung die dein Herz verändert. Du bist Feuer und Flamme. Dieser Jesus will dein Herz berühren. Er will es zum Brennen bringen. Eine Berührung von diesem Jesus kann alles verändern. Die Worte Jesus lösten etwas Positives bei den Jüngern aus. Neue Hoffnung, neue Perspektive, neue Freude, neuer Glaube, neues Vertraut-sein. Und das kann dieser Jesus auch bei dir tun.

Ich sage dir es gibt Phasen in deinem Leben wo du voll begeistert bist von diesem Jesus. Und es können Phasen kommen wo dieses Gefühl weggeht. Wo du plötzlich Zweifel bekommst. Wo du irgendwie Gott nicht verstehst. Wo du es vielleicht langweilig oder komisch findest. Und viele wenden sich dann ab und denken: auch ist doch egal, es geht auch ohne Gott. Viele geben zu schnell auf. Ich bitte dich tue das nicht. Weil Jesus da ist. Und es ist gut, dass du enttäuscht wirst. Es zeigt, dass dein Denken nicht ganz gestimmt hat. Gott will das korrigieren. Und am Ende wirst du Gott dankbar sein. Ich bin durch Täler in meinem Leben gegangen und mein Bild von Gott hat sich verändert. Aber ich kann immer noch sagen: da ist ein brennen. Und das wünsche ich dir so sehr.