Kind, sag mal weinst du?

Mit diesem Titel ist die neue THE RACE erschienen. Schwerpunkt dieser Ausgabe ist wie unschwer zu erahnen ist das Thema KIND. Kinder bewegen, Kinder faszinieren, Kinder erinnern an früher, Kinder verblüffen, Kinder sollten mehr im Mittelpunkt stehen. Das alles sind gute Gründe/Eigenarten den Kindern eine eigene Ausgabe zu widmen zu spanndenen Themen wie inneres Kind, Abtreibung, Jesus und die Kinder, Pastorenkinder, Kinder in den Gemeinden, Kind-Sein, Kinderstunde … Einer der Artikel stammt aus meiner Feder. Dank eines neuen Service stehen nun ausgewählte Artikel als Audio zum Gratis-Download. Diesmal u.a. mein Artikel. Wer sich also mal anhören will, was ich so schreibe … der klicke HIER drauf (Ausgabe Nr. 37; Wahre Größe).

Moral narrativ vermitteln

Bekanntlich hat Jesus in vielen Fällen nicht moralisch argumentiert, sondern stattdessen eine Geschichte erzählt wie z.B. mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter.

Lukas 10,29-37: „Indem er aber sich selbst rechtfertigen wollte, sprach er zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?  Jesus aber nahm das Wort und sprach: Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halbtot liegen ließen.  Zufällig aber ging ein Priester jenen Weg hinab; und als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite vorüber.  Ebenso aber kam auch ein Levit, der an den Ort gelangte, und er sah ihn und ging an der entgegengesetzten Seite vorüber.  Aber ein Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt;  und er trat hinzu und verband seine Wunden und goß Öl und Wein darauf; und er setzte ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn.  Und am folgenden Morgen zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für ihn! Und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme. Was meinst du, wer von diesen dreien der Nächste dessen gewesen ist, der unter die Räuber gefallen war? Er aber sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm übte. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin und handle du ebenso!“ (rev. Elberfelder Übersetzung)

Dieses Gleichnis ist nun aber nicht einfach ein narratives, erklärendes Beispiel mit einem Motto (jeder ist dein Nächster) oder einer Argumentationskette (In diesem Fall könnte sie lauten: Oftmals wird der Nächste mit einem Volksgenossen definiert –  es gibt nun aber Situationen, in denen sich der ungläubige bzw. irrgläubige Mischling und nicht der gläubige Volksgenosse als Nächster bewährt – es braucht also eine umfassendere Definition eines Nächsten – jeder ist der Nächste.). Mit dieser Übersetzung des Gleichnisses in eine ein Motto oder einer begrifflichen Argumentationskette verliert es seine authentische poetische Prägnanz und Wirkung. Interssanterweise fragt Jesus nicht wer der Nächste (passiv) ist, sondern wer sich als Nächster erwiesen hat (aktiv/ Lk 10,36). Der entscheidende Punkt dieses Gleichnisses ist wie Dieter Mieth feststellt also „nicht eine Definition des Nächsten als Objekt der Nächstenliebe, sondern die Wendung der Frage zum Subjekt der Nächstenliebe.“ Die Frage nach einer Definition des Nächsten ist im Prinzip eine rein akademische und überflüssig. Der Samariter fragt nicht nach Definitionen, sondern lässt sich von der augenscheinlichen Not ansprechen und hilft. Durch die Erzählung ruft Jesus also zur Aktion. Jesus ist an einem aktiven Modell des Nächsten interessiert und nicht an Definitionen. Das Gleichnis ist zwar ein konkretes Beispiel, das zur Illustration dient. Jesus hat es aber so erzählt, dass sich dadurch etwas ändert. Narrative Wertevermittlung erklärt nicht nur, sondern (richtig erzählt) fordert sie in erster Linie zur aktiven Tat.

Gott sagt nichts

Der Mensch tendiert dazu zu meinen, was gut für ihn ist. Und weil er das meint, weiß er auch, was Gott zu tun hat. Doch der spielt das Spiel nicht mit, weil er wirklich weiß was gut für uns ist. Gut so!

Pete Greig berichtet: „Später fragte meine Frau mich, was Gott mir gesagt hatte, und ich erwiederte: ‚Nichts‘. Gott sagte nichts, und das ist okay, weil ich wieder anfange, um seine Gegenwart zu kämpfen, und ich habe das Gefühl, dass Gott darauf wartet und sehen will, ob ich warte. Wenn er jetzt mit Antworten gekommen wäre und den nächsten Abschnitt gezeigt hätte, wäre ich immer noch derselbe. Und ich hätte nicht gelernt zu warten und zu vertrauen, auch ohne die Antworten, ohne einen genauen Plan für die Zukunft. Ich bin sogar irgendwie froh, dass Gott geschwiegen hat, weil ich wirklich warten will; und das möchte ich Gott auch beweisen. Ich will nicht mehr unbedingt alles nur leicht und sofort haben.“ Pete Greig in Red Moon Rising, S.40-41.

Fürbitte und Schmerz

„Meine Schwester leidet an Anorexie. Sie ist 26 Jahre alt und wiegt nur noch 32 kilo. Die Anorexie  hat sie so verschlimmert, dass sie nun auch unter Arthritis leidet. Sie kann sich nicht einmal mehr selbst anziehen oder die Finger strecken. Außerdem hat sie wahrscheinlich Diabetes bekommen und kommt zwanzig Jahre früher als normal in die Wechseljahre. Sie ist keine Christin. Sie hat alles verloren: ihre Weiblichkeit, ihre Zukunft, ihre Würde, ihr Leben.

Ich bin hier, um euch zu bekennen: Ich bete nicht einmal für sie. Ich frage mich immer wieder: Warum nicht? Ist es mir egal? Nein, das ist es nicht. Glaube ich, dass Gebet etwas bewirken kann? Ja, natürlich. der Grund, warum ich nicht für meine Schwester bete, ist der, dass es mir einfach zu wehtut. Für sie zu beten bedeutet, über ihre Situation nachzudenken. Es bedeutet, sich mit ihr zu identifizieren und ihren Schmerz zu empfinden. Deshalb finde ich es einfacher, die ganze Sache zu vergessen und so zu tun, als ob nichts passiert wäre. Aber Gott hat mich vor die Herausforderung gestellt, den Schmerz meiner Schwester zu spüren, weil das bedeutet, wirklich fü sie in die Fürbitte einzutreten. Ich glaube außerdem, dass Gott uns als Bewegung junger Leute herausfordert, den Schmerz um und herum zu spüren. Dass wir nicht mehr aus der bequemen Position unserer eigenen Errettung für Menschen beten, sondern mit ihnen aus der Not heraus vor Gott treten.

Hier ist meine Frage: Wollen wir zulassen, dass die Dinge, die Gott das Herz brechen, auch uns das Herz brechen? Das wird noch mehr Tränen bedeuten, noch mehr Hinhören. Es könnte sogar der Grund sein, warum so viele von uns mit ihren persönlichen Problemen zu kämpfen haben – Gott lässt zu, dass wir den Schmerz fühlen, dass wir schwach und zerbrochen sind, damit unsere Gebete Wirkung haben. Fürbitte bedeutet, dass wir für die Erdbebenopfer beten, die jetzt in den Nachrichten sind, für Magersüchtige, Drogensüchtige, Menschen, die sexuell missbraucht werden, unsere Freunde, die Jesus noch nicht kennen. Gott sagt, dass wir einen Durchbruch erleben, dass unsere Gebete eine ganz andere Wirkung zeigen, wenn wir so in die Bresche springen und so den Abgrund zwischen einer leidenden Generation und einem heilenden Gott überbrücken. Lange Rede, kurzer Sinn: In diesen Schmerzen liegt sehr große Kraft.

Das klingt hart, oder? Man erzählt uns so oft, dass wir Jesus vertrauen sollen, damit er uns ein sorgenfreies Leben schenkt. aber was, wenn die Aufforderung zum Gebet nicht nur bedeutet, dass wir gesegnet werden, sondern auch, dass wir bluten? Vielleicht gehen uns im Gebet die Worte aus, und wir können uns nur dem Heiligen Geist mit seinem ‚unaussprechlichen Seufzen‘ anschließen. Vielleicht wird uns unsere Leidenschaft verzehren, bis wir unsere Gebete tatsächlich ausleben und in die Tat umsetzen Wollt ihr dieses Kreuz trage? Seid ihr dazu in der Lage?“

(Geschichte aufgeschrieben von Pete Greig in Red Moon Rising, S.167-169)