Städtegebet: Kassel

Letztens habe ich auf einer Durchreise halt in Kassel gemacht. Für mich die Gelegenheit einen Eindruck von der Stadt zu bekommen und die Menschen dort betend zu segnen. Ich finde es faszinierend die Eigenart von Städten zu erspüren. Jede Stadt ist ganz eigen und man kann ihren Geist erfassen.

Kassel ist mit seinen nahezu 200.000 Einwohner die einzige Großstadt in Nordhessen. Sie befindet sich ca. 70 km nordwestlich des geografischen Mittelpunkts von Deutschland. Nach Erfurt und Göttingen ist Kassel damit die dem geographischen Zentrum Deutschlands am drittnächsten gelegene Großstadt.

Der zweite Weltkrieg hinterlies große Spuren in Kassel. Durch massives Bombardement der Alliierten ließen viele Einwohner ihr Leben und 80 % der Wohnhäuser wurden zerstört. Nur noch wenige historische Gebäude sind erhalten. Auch weil sich Kassel im Gegensatz zu vielen anderen zerbomten Städten entschloss, den Wiederaufbau großflächig nach damals zeitgenössischen Vorstellungen zu planen und keine Rekonstruktion des alten Stadtbilds zu versuchen. Deshalb wurden die Überreste vieler historischer Gebäude abgerissen und durch vier- oder fünfstöckige Wohnhäuser ersetzt. Darüber hinaus wurde die Stadt bis in den Stadtkern für den Autoverkehr optimiert und es entstand die erste Fußgängerzone Deutschlands.

Eine der Sehenswürdigkeiten ist der Bergpark Wilhelmshöhe, der sich im westlichen Stadtgebiet Kassels im Habichtswald befindet. Die Parkanlage ist besonders schön. Darin befinden sich das Schloss Wilhelmshöhe, die Löwenburg und der Herkules, das Wahrzeichen der Stadt, der wie ein Wächter über der Stadt thront. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und sieht wie von ihm aus sich eine Linie bis fast in die Innenstadt zieht.

Meine Eindrücke habe ich wie immer aufgenommen und bin mal gespannt was daraus wird.

Wie sollte die Bibel ausgelegt werden?

Prediger brauchen auch Feedback, doch leider trauen sich viele Leute nicht dazu. Manchmal kommt es aber doch vor und dann fällt es meistens sehr positiv aus. Das einmal dem Prediger widersprochen oder eine kritische Frage gestellt wird kommt leider sehr selten vor. Letztens hörte ich jemand sagen: „Ich fand es ganz toll und wie sie ihre Aussagen mit so vielen Bibelstellen begründet haben. Das fand ich ganz toll und überzeugend!“ Einwurf: Machen das nicht alle Prediger? Kann man mit Bibelstellen nicht irgendwie alles belegen? Oder in einer anderen Situation kam folgende Reaktion: Sie können so gut reden und komplizierte Zusammenhänge einfach erklären. Ihnen glaub ich alles. Einwurf: Gute Rhetorik heißt noch lange nicht guter Inhalt. Kann es sein, dass wir uns zu sehr von der Persönlichkeit überzeugen lassen? Was dagegen tun? Ganz einfach: sich selbst bilden! Dazu kommt die nächste Vorlesung der PIONIERAKADEMIE genau richtig.

Die biblischen Texte sind in einer anderen Sprache geschrieben worden und zu einer anderen Zeit entstanden. Dadurch haben manche Worte eine andere Füllung, Metaphern eine uns fremde Bedeutung, und damalige Gepflogenheiten sind uns heute so nicht mehr bekannt. Bei der Exegese wird ein Textabschnitt auf seine ursprüngliche Bedeutung hin untersucht, um ihn dann angemessen in unser heutiges Verständnis einzubauen. Dabei werden Kontext, Grammatik, Semantik und Kultur berücksichtigt. Schon ein einfaches Beispiel zeigt, dass sich ein genauer Blick auf die biblischen Texte unumgänglich ist. In 1Timotheus 3,2 steht:„Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei, geschickt im Lehren (Luther).“ Der Aufseher nun muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig (Eberfelder).“ Nun meine Fragen: Was ist ein Bischof? Was ist ein Aufseher? – Ein Schwimmbadmeister? Oder ein Gefängniswärter? Was ist nüchtern? – Wenn man besonnen ist? Oder kein Alkohol trinkt? Oder kühl und rational ist? Was bedeutet: Mann einer Frau? – Polygam? Oder verheiratet? Oder vielleicht nicht geschieden? Die Antwort bekommen wir nur durch einen tieferen Blick in die Texte und ihren Zusammenhang.

Die Teilnehmer der Vorlesungen sollen  lernen …

  • wie sich die ursprüngliche Bedeutung von Bibelabschnitten möglichst genau erfassen lässt
  • wie eine gründliche Predigtvorbereitung aussieht, die dem biblischen Text möglichst gerecht wird
  • wie die Ergebnisse der Exegese für eine Predigt fruchtbar gemacht werden können.
  • wie sich aus Bibeltexten systematisch-theologische Ergebnisse ableiten lassen
  • eine systematische Herangehensweise für weitere Bibelauslegungen erwerben
  • einen eigenen Kommentar zu Bibelabschnitte zu formulieren
  • fremde Kommentare einzuordnen und zu beurteilen
  • Textarten und – gattungen und ihre Bedeutung erkennen
  • Mit Stilformen insbesondere Analogie und Typologie vertraut werden.

Ach ja, Dozent bin im übringen Ich. Anmelden kannst du dich hier.

Was ist so schlimm daran „lauwarm“ zu sein?

Letztens bin ich mal wieder auf die Sendschreiben gestoßen. Dabei habe ich mal mehr über Botschaft an die Gemeinde in Laodizea nachgedacht. Folgendes sagt Gott über sie:

»Schreibe an den Engel der Gemeinde in Laodizea: So spricht Er, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der vor allem da war, was Gott geschaffen hat: Ich kenne euer Tun: Ihr seid weder warm noch kalt. Wenn ihr wenigstens eins von beiden wärt! Aber ihr seid weder warm noch kalt; ihr seid lauwarm. Darum werde ich euch aus meinem Mund ausspucken. Ihr sagt: ‚Wir sind reich und bestens versorgt; uns fehlt nichts.‘ Aber ihr wisst nicht, wie unglücklich und bejammernswert ihr seid, elend, blind und nackt. Ich rate euch: Kauft von mir Gold, das im Feuer gereinigt wurde; dann werdet ihr reich! Kauft euch weiße Kleider, damit ihr nicht nackt dasteht und euch schämen müsst! Kauft euch Salbe für eure Augen, damit ihr sehen könnt! Alle, die ich liebe, weise ich zurecht und erziehe sie streng. Macht also Ernst und kehrt um! Gebt Acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an! Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich werde mit ihm das Mahl halten und er mit mir. Alle, die durchhalten und den Sieg erringen, erhalten von mir das Recht, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie ich selbst den Sieg errungen habe und nun mit meinem Vater auf seinem Thron sitze. Wer Ohren hat, soll hören, was der Geist den Gemeinden sagt!« (Gute Nachricht)

Bekannt ist die Passage für die Formuliereung „lauwarm“. Spontan habe ich Predigten im Hinterkopf, bei denen ich ermahnt wurde „heiß“ für Jesus zu sein und nicht „lauwarm“. Ich habe mich nun gefragt was denn eigentlich so schlimm daran ist „lauwarum“ zu sein?
Der historische Hintergrund eröffnete mir einen überraschenden Blick: Laodizea lag in der heutigen Türkei und zwar im fruchtbaren Lycus-Tal in Phryrien am Fluß Lycus, ca. 70 km südöstlich von Philadelphia, 160 km östlich von Ephesus und 16 km westlich von Kolossä. Eine große römische Straße, die von der Küste bei Ephesus ins Landesinnere Kleinasiens reichte, verlief mitten durch die Stadt und machte Laodizea zu einem wichtigen Handelszentrum. Durch ihre günstige Lage brachte es die Stadt zu Wohlstand. Trotzdem hatte Laodizea mit einem bedeutenden Mangel zu kämpfen: seine Wasserversorgung.  Die Stadt wurde über ein 10 km langes Aquädukt mit Wasser aus dem Süden versorgt. Das Wasser stammte entweder von Thermalquellen und kühlte bei seiner Beförderung auf lauwarm ab oder kam von einer kühlen Quelle und wurde im Aquädukt warm. Die Einwohner hatten wohl überwiegend laumwarmes Wasser zu trinken.
Schon mal lauwarmes, schlechtschmeckendes Wasser getrunken? Ich hätte es am liebsten gleich ausgesp… Gott vergleicht nun die gleichgültigen Haltung der Gemeinde mit der mangelhaften Wasserversorgung der Stadt. Warum? Der Grund wird in Vers 17 genannt: „Ihr sagt: ‚Wir sind reich und bestens versorgt; uns fehlt nichts.‘ Aber ihr wisst nicht, wie unglücklich und bejammernswert ihr seid, elend, blind und nackt.“ Die Gemeinde in Laodizea wusste nicht um ihren wahren Zustand. Sie waren von ihrem Wohlstand und Reichtum geblendet. Selbst das lauwarme Wasser änderte daran nichts. Eventuell gingen sie davon aus, daß ihre materiellen Segnungen auf Gottes Segen und Zufriedenheit mit ihren zurückzuführen war. Geistliches und materielles Wohlergehen sind jedoch zweierlei (vgl. Matthäus 6,19-20 und Hebräer 11,26). Doch in Wahrheit war Laodizea weit weg von der Quelle. Wir in Deutschland sind auch einer der finanzstärksten Kirchen den Welt. Führt es zu Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit? Ich halte das für eine ernsthfate Frage!
Kalt oder warm, also Wasser direkt von der Quelle, sollen wir sein. Warm ist nicht kalt vorzuziehen, wie oft gepredigt nach dem Motto: sei heiß auf Jesus! Das „heiße“ Wasser
war vermutlich eine Anspielung auf auf die berühmten Thermalbädern von Hierapolis, die ca. 10 km nördlich von Laodizea lagen. Mit dem Wort „kalt“ mag das kühle Wasser zu Kolossä gemeint haben, nur 16 km östlich von Laodizea.
„Lauwarm“ zu sein wird deshalb kritisiert, weil es bedeutet weg von der Quelle zu sein. Besonders dann, wenn gleichzeitig der materielle Reichtum das schlecht schmeckende Wasser vergessen lässt.

Sünde soweit das Auge reicht

Vor einingen Monaten bin ich von den Herausgebern von der sehr genialen Zeitschrift „THE RACE“ angefragt worden zwei Artikel zum Thema Sünde zu schreiben. Das habe ich gerne gemacht und jetzt ist die neue Ausgabe herausgekommen. Jedes Heft hat ein bestimmtes Heftthema und diesesmal, na ratet schön, war das Thema: SÜNDE. Das fand ich ganz schön mutig, sich dieser Thematik zu stellen. Ein ganzes Heft voller Sünde, oder besser gesagt mit Artikel, die dazu einladen über das Thema WEITERzudenken. Dazu will nämlich die Zeitschrift annimieren und so sollen auch meine Artikel veranstanden werden. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis weckt Interesse:

Können Kinder Sünder sein? • Schuldempfinden bei jungen Menschen
Kinder wissen doch noch nicht was Sünde ist. Wirklich? Die Autorin hat es anders erlebt. // Kerstin Hack

Im Dunkeln darf gestohlen werden • Wie Kultur unser Sündenverständnis beeinflusst
Die einen dürfen es – die anderen nicht. Tätowierung, Minirock und Zigaretten – was davon ist Sünde und was hat das Ganze mit Kultur zu tun? // Martin Preisendanz

Was ist Sünde?
Eine Definition zum Einstieg. // Martin Preisendanz

Wenn Vergeben nicht geht • Über Unversöhnlichkeit und ihre Gründe
Wie gehe ich damit um, wenn ich dem anderen nicht vergeben kann? // Ursula Hauer

Bekennt einander eure Sünden • Warum diese Aufforderung Sinn macht
Was soll die Forderung der Bibel, Sünde vor einem anderen zu bekennen, wo ich doch die Sache schnell und unproblematisch allein mit Jesus ausmachen kann? Eine ausführliche Antwort dazu findest du in diesem Artikel. // Markus S. Hoffmann

Hinter Gittern • Wie sehen Straffällige ihre Schuld?
Eine Berliner Pfarrerin berichtet über ihre Erlebnisse als Gefängnisseelsorgerin. // Astrid Eichler

Ein Mann, der Gnade bitter nötig hatte • Über den Risikofaktor Gnade
Der Autor lädt dich dazu ein, der Gnade ins Auge zu schauen. Eine Reise, die riskant, herausfordernd und wunderschön ist. // Harald Sommerfeld

Vergebung unauffindbar • Die Sünde gegen den Heiligen Geist
Viele Christen fürchten sie und viele wissen gar nicht so genau, wie man sie begeht: die Sünde gegen den Heiligen Geist. Hier gibt’s Klarheit. // Robert Schaefer

Mit erhobenem Zeigefinger • Sünde im Spannungsfeld von Gemeinde und Gesellschaft
Was Sünde ist und was nicht, scheint zunächst einfach, entpuppt sich aber bei genauerem Hinsehen als gar nicht mehr so klar. // Günter J. Matthia

Ich habe mich also mit dem spannenden Thema Kultur und Sünde auseinandergesetzt, mit dem schon Jesus konfrontiert war. Schließlich kommen seine Konflikte mit den Pharisäern auch daher, dass sie unterschiedliche Vorstellungen darüber hatten, was sich gehört und was nicht. Was ist denn Sünde? Was sind dagagen gesellschaftliche Tabus, die für uns den Status von Sünde haben? Wie beeinflusst den unsere Sozialisation unser Verständnis von Sünde? Fragen auf die ich versucht habe einzugehen, um zum WEITERzudenken anzuregen. Abonnieren lohnt sich!