Der Wunsch finanziell unabhängig zu sein und sich seine Träume zu ermöglichen ist heute noch immer der am weitesten verbreitete Traum in den Industriestaaten. Um dies zu erreichen investieren wir die meiste Zeit unseres Lebens, obwohl die meisten nie so weit kommen. Wir rackern und ackern, schinden unseren Körper, unseren Geist und unterdrücken unsere Seele, um irgendwann mal … oder dafür ein paar Momente zwischendurch genießen zu können, wobei wir meistens nicht über das Durchschnaufen hinweg kommen. Geld und Prestige stehen immer noch ganz oben auf dem persönlichen Wertesystem und es fällt so leicht sie an die erste Stelle zu setzen. Doch wenn man die Bibel fragt oder auch die Glücksökonomen dann stiftet nichts mehr Glück als Beziehungen und das Gefühl gebraucht zu werden. Demnach leben die meisten Menschen im Westen nach den falschen Wertmassstäben. Sie treffen systematisch die falschen Entscheidungen. Sie streben nach einer Sicherheit, die sie vermutlich nie erreichen. Wer kann schon sicher sein, dass seine Sicherheit sicher ist? Sie opfern ihre Zeit und ihre Selbstbestimmung und wenn es sein muss ihre Werte und Moral für ein immer höheres Einkommen. Und sie leisten sich Dinge, die sie nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht leiden können, mit Geld, das sie eigentlich nicht haben. Schon komisch?
Folgende Geschichte von Heinrich Böll stimmt nachdenklich:
In einem Mittelmeerhafen liegt ein armer Fischer in der Mittagssonne auf der faulen Haut. Ein Tourist spricht ihn an und versucht ihn davon zu überzeugen, lieber fischen zu gehen. „Warum?“, möchte der Fischer wissen. „Um mehr Geld zu verdienen“, entgegnet der Tourist. Eilig rechnet er vor, wie viele zusätzliche Fischzüge den Fischer zu einem wohlhabenden Mann mit vielen Angestellten machen könnten. „Wozu?“, möchte der Fischer erneut wissen. „Um so reich zu sein, dass man sich in Ruhe zurücklehnen und in die Sonne legen kann“, erklärt der Tourist. „Aber genau das kann ich doch auch jetzt“, sagt der Fischer und schläft weiter.