Ich habe letztens die geniale Gesellschaftsanalyse „Global Players“ von Sascha Lehnartz mit Genuss gelesen. Gelacht, mich amüsiert, gegrinzt und … ja und … mich ertappen lassen. Während ich grinzenten in meinem Sessel saß und aufblickte erschien quasi ein großer Spiegel und ich schaute in ein verdutztes Gesicht, das ich sehr gut kenne, denn jeden morgen beim Waschen begegne ich ihm. Mist, er redet von mir. Mist, irgendwie gehöre ich auch zu denen. Mist, das trifft auch auf mich zu. So z.B.:
„Büchner etwa war schon im Deutschunterricht so ein Fall, der stets Komplexe verursachte. Stirbt mit 23, der Mann, und hinterlässt ein „Werk“. Die meisten 23jährigen haben da gerade mal ein Werkspraktikum hinter sich. Dabei ist es wahrscheinlich gar nicht so schwer, mit 23 zu sterben und ein Werk zu hinterlassen. Man muss nur früh genug den Mumm haben, eins zu beginnen. Nicht erst noch ein Aufbaustudium absolvieren. Die meisten Leute haben die zwei bis drei wirklich originellen Ideen ihres Lebens im Alter zwischen 13 und 21. Sie müssten sie einfach nur aufschreiben, umsetzen. Danach kommt nicht mehr viel. Wer zögert, weil er glaubt, er müsste erst noch mehr wissen, hat schon verloren. Der Moment zwischen dem ersten Zögern und dem Moment, da man wegen fortschreitendem Haarausfall bereits nicht mehr als Nachwuchstalent durchgeht, ist erschreckend kurz. Das Klofenster der Opportunität schließt sich, und es bleibt nur noch die Flucht ins Ressentiment gegen die Jüngeren, die dreist genug sind, genau das zu machen, was man seit Jahren in irgendwelchen Schubladen vergilben lässt.“
Und nun? Ich gehe schon auf die 30 zu. Ich glaube, jetzt ist es wirklich zu spät für mich und außerdem … Scheiß Ausreden!