Eltern ehren (3)

Hier nun mein dritter Teil zum Thema Beziehung Eltern – Kinder. Die ausführliche Version in der Zeitschrift THE RACE zu finden. Teil 1 ist hier und Teil 2 hier zu finden.  

Diese zweite Aufforderung ist Teil der Zehn Gebote. „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir gut geht und du lange lebst in dem Land, dass der Herr dein Gott dir geben wird.“  Was bedeutet nun das kleine Wörtchen „ehren“? Es bedeutet: jemandem Gewicht verleihen bzw. jemanden als gewichtig anerkennen. Ehren ist das, was eine Person ansehnlich macht. Ehren ist aber kein Auszeichnen, das einen Menschen über andere erhebt, sondern es ist ein Anerkennen des Anderen an seinem Platz in der Gemeinschaft. Einen König ehrt man, indem man seine Stellung anerkennt (1. Samuel 15,30). Gott ehren heißt, das ihm zukommende Gewicht geben; ihn in seinem Gott-Sein anerkennen. Es geht um eine positive Haltung der Wertschätzung und der Achtung, des Respekts und auch des Gehorsams. Nicht ehren dagegen ist: herabsehen, ausnutzen, verachten, hintergehen. 

1. Eltern zu ehren heißt, dass ich sie als meine Eltern anerkenneDeine Eltern zu ehren, heißt erstmal ganz einfach sie als deine Eltern anzuerkennen. „Ja, das ist mein Vater.“ „Ja, das ist meine Mutter.“ Für viele bedeutet schon dieser Schritt eine Menge. Wie oft reden Kinder von ihren „Erzeugern“. Und wenn man dann in ihre Kindheit schaut, fängt man an zu verstehen, warum sie diese Formulierung wählen. Wer eine glückliche Kindheit genossen hat, wird keine Mühe haben seinen Eltern Respekt entgegenzubringen, aber was ist zum Beispiel mit einem Mädchen, dass von ihrem Vater missbraucht wurde? Oder einem Jungen, der regelmäßig grundlos verprügelt wurde? Ohne einen therapeutischen Heilungsprozess werden sie ihre Eltern wohl nie respektieren, geschweige denn, ehren können. Was völlig verständlich ist! Ehren kann auch gehorchen bedeuten (Eph 6,1-2). Doch meines Erachtens differenziert die Bibel hier. Sie fordert den Gehorsam der minderjährigen Kinder gegenüber ihren Eltern. Von dem erwachsen gewordenen Kind fordert sie dagegen Respekt. Jesus selbst hat seine Eltern stets respektiert, hat ihnen jedoch als selbständiger, erwachsener Mann nicht in diesem Sinne gehorcht (z.B. Lukas 8,19-21).  

2. Um meine Eltern ehren zu können, müssen sie Anerkennung erworben habenMinderjährige Kinder werden ihren Eltern gerne gehorchen, wenn sich in ihnen Vertrauen aufgebaut hat, dass ihre Eltern es besser wissen als sie. Wenn dagegen Kinder erleben, dass ihren Eltern nicht zu trauen ist, werden sie hoffentlich misstrauisch.  

3. Ehren ist keine Einbahnstraße – ehren deine Eltern dich? Wie sieht Eltern ehren aus, wenn deine Eltern dich nicht ehren? Ich halte das für eine wichtige Frage. Die Art und Weise wie ich meine Eltern ehren kann, ist doch genauso abhängig von ihnen. Ehren wird bei einem traumatisierten Kind anders aussehen. Wie ehren, wenn meine Eltern mich nicht als ihr Kind ansehen? Eltern ehren, ist so wie Gott ehren, eine wechselseitige Angelegenheit. Wir sollen Gott ehren! Aber doch nicht um des Ehrens willen? Will Gott, dass ich ihn einfach so ohne Grund ehre oder aufgrund von Druck vonseiten des Gesetzes? Nein! Der Punkt ist doch, dass Gott uns zuerst geliebt hat. Gott hat uns geschaffen; wir sind sein Plan, seine Idee. Er ist doch der, der den ersten Schritt gemacht hat. Er ist doch der, der uns seine Freundschaft angeboten hat. D.h. wenn wir ja zu Jesus sagen, anfangen ihn zu ehren, dann doch weil er uns zuerst geehrt hat. Wir erwidern Gottes Liebe, wir bejahen sein Angebot, das wir für genial befunden haben. Wir lieben Gott, weil er uns liebt. Wir ehren Gott, weil er uns ehrt.  

Wie sieht es nun bei unseren Eltern aus? Auch wenn sie uns weder ehren noch lieben, sollen wir sie ehren und lieben. Ja, das sollen wir. Schließlich sollen wir auch unsere Feinde lieben. Die Frage ist deshalb: Wie komme ich an diesen Punkt, dass ich dazu in der Lage bin? Dafür muss Heilung passieren, zu der Gott jeden führen will. 

Eltern ehren (2)

Ich habe mich in der letzten Zeit mit der Thematik Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern beschäftigt. Wie in meinem ersten Eintrag zum Thema „Eltern ehren“ berichtet, habe ich einen Artikel für die Zeitschrift THE RACE verfasst. Dieser kann jetzt sogar kostenlos auf der Homepage von THE RACE gedownloadet werden. Einfach auf die Website gehen und auf „Aktuelles ebook hier als Download“ klicken. Hier kommt Teil 1 einer kürzeren Version: 

In der Bibel gibt es zwei grundlegende Aussagen, die die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beschreiben. In 1Mose 2,24 steht: „Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein.“ Und in 5. Mose 5, 16 heißt es: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir gut geht und du lange lebst in dem Land, dass der Herr dein Gott dir geben wird.“ Diese Aufforderungen scheinen widersprüchlich und verwirrend zu sein, denn wie soll ich meine Eltern ehren und sie gleichzeitig verlassen? Die allgemeine Lebenspraxis zeigt doch: Wenn ich mich distanziere, dann fühlen sich meine Eltern verletzt; und sie zu ehren bedeutet: verfügbar und gehorsam zu sein. Aber das verletzt wiederum mich und bringt mich in Unfreiheit. Oder könnte es sein, dass alles gar nicht so gemeint ist, wie ich dachte? 

Die Eltern verlassen 

1. Kinder müssen ihre Eltern verlassenDas Verlassen ist Grundvoraussetzung für jeden Menschen, um für eine Ehe bereit zu sein und generell für seine weitere Persönlichkeitsentwicklung. Die Beziehung zu den Eltern muss aufgearbeitet und geklärt sein. Geklärt sein meint nicht, dass alles gut ist und man sich blendend versteht, sondern, dass man sich im Klaren darüber ist, wie es die Beziehung zu den Eltern leben will und kann. Aufgearbeitet meint, dass du ganz bewusst einen Prozess durchlaufen bist, in dem du dich mit deinem Elternhaus auseinandergesetzt hast. Das geht nur durch eine gründliche Trennung und Abgrenzung. Aus der Distanz reflektierst du wie es bei deinen Eltern gelaufen ist. Was haben sie gut gemacht und was haben sie nicht gut gemacht? Was konnten sie dir geben und wo hast du Defizite erlitten? Wie willst du leben? Aufarbeitung bedeutet also eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.  

2. Verlassen um sich neu hinwenden zu könnenMann und Frau verlassen ihre Eltern nicht um des Verlassens willen, sondern um seinem jeweiligen Partner in der rechten Weise „anhangen“ zu können. Für uns heute bedeutet dieses Gebot, dass ein Paar seine Beziehungsprioritäten neu setzt. Mann und Frau sind einander stärker verpflichtet als ihren Eltern! Das gehört mit zum Inhalt und Wesen des Ehebundes. Stell dir mal vor eine Frau heiratet einen Mann der noch unter der Kontrolle seiner Eltern steht. Das geht irgendwie gar nicht klar! Man sagt ja auch: „Ich bin noch frei“ oder „Ich bin noch zu haben.“ Wer in Abhängigkeit von seinen Eltern lebt ist nicht frei, sondern vergeben. Für einen Single heißt dies genauso, dass er sich selbst stärker verpflichtet ist, als seinen Eltern!  

3. Eltern verlassen bedeutet sich aus der Abhängigkeit zu lösenVerlassen bedeutet nicht, sich nicht mehr blicken zu lassen oder nichts mehr miteinander zu tun haben oder gar einfach nur auszuziehen. Vielmehr ist es ein sich lösen aus Abhängigkeiten. Als Kinder sind wir völlig abhängig von unseren Eltern. Hätten sie uns nichts zu essen gegeben, wären wir verhungert, hätten sie uns vernachlässigt, wären wir verwahrlost, etc. Doch diese Abhängigkeiten nehmen Stück für Stück ab. Ab einem bestimmten Punkt merkt man, dass man auch ohne seine Eltern überleben könnte. Und schon bald kann man finanziell unabhängig sein. Mehr und mehr entwickeln wir uns hoffentlich zu Menschen, die ihr Leben selbst im Griff haben. Das müssen auch unsere Eltern akzeptieren. Eigentlich sollten sie sogar darauf hinwirken uns aus ihrer Abhängigkeit heraus zu führen. Doch oftmals geschieht genau das nicht. Wir müssen die Konsequenzen aus unserem Erwachsen werden ziehen. Wir sind für unser eigenes Leben verantwortlich – auch vor Gott! Wir müssen das Leben führen, von dem wir überzeugt sind, dass es lebenswert ist und nicht das verwirklichen, was unsere Eltern sich für uns erträumt haben. Dafür ist der klare, bewusste Schritt des Verlassens unvermeidlich.Ich glaube, dass es ein Trugschluss ist, dass der Prozess des Verlassens uns von unseren Eltern ausschließlich entfernt. In gewisser Weise bringt er uns ihnen letztendlich näher. Wenn ich weiß, wie ich leben will, mich von ungewünschten Prägungen abgenabelt habe und somit innerlich zur Ruhe gekommen bin und Sicherheit gefunden habe, dann kann ich meinen Eltern in ihrer Andersartigkeit auf Augenhöhe begegnen und beruhigt feststellen: Okay, wenn sie so leben wollen, dann sollen sie es; aber ich gehe meinen Weg.  

4. Eltern müssen ihre Kinder loslassen können Kinder sind irgendwann nicht mehr Babys, sondern volljährig. Wenn Kinder ihre Eltern verlassen sollen, dann impliziert das auch, dass die Eltern ihre Kinder ziehen lassen sollen. Das ist für viele Eltern nicht einfach, schließlich hat man über Jahre einiges in seine Kinder investiert. Nun möchte man auch ihren weiteren Lebenslauf verfolgen können und Grund haben, Stolz auf sie zu sein. Doch damit sich Kinder weiterentwickeln können, ist eben genau diese Loslösung notwendig. Bei manchen Eltern, insbesondere bei Müttern, sind die Kinder über die Jahre zum Partnerersatz geworden. Was sie von ihrem Partner an Nähe und Anerkennung nicht bekommen haben holen sie sich bei ihrem Kind. Von diesen ungesunden Bindungen muss ein Kind sich lösen. Jeder Mensch ist ab einem gewissen Zeitpunkt für sein eigenes Leben verantwortlich. Allerdings ist es ebenso wenig hilfreich, wenn Kindern vorzeitig zu viel Verantwortung übergeben wird und sie schon früh in ihrem Leben nicht mehr Kind sein dürfen. Das zeigt sich heute u.a. in Überverantwortlichkeit. Manche Eltern nutzen genau diesen Mechanismus aus, indem sie ihre Kinder fortwährend verantwortlich für ihr Wohlbefinden machen. Auch von einer solchen Bindung muss ein Kind sich lösen, denn kein Kind ist für das Glück oder auch nur eine positive Stimmung seiner Eltern verantwortlich.

Hier geht es weiter.

Jesus – der jüdische Theologe (2)

David Flusser, ein orthodoxer Jude und exzellenter Kenner der Zeit des zweiten Tempels schrieb viel über Jesus aus jüdischer Sicht. Seine Arbeiten und sein Forschen und die seiner Mitstreiter sind für mich zu einem unendlich großen Schatz geworden.

Er schreibt: „Auch wenn Jesus den jüdischen Gedanken seine eigene persönliche Richtung gab, wenn er eine Auswahl vornahm, wenn er das Übernommene läuterte und manches umdeutete, gibt es, wie ich ehrlich bekenne, kein einziges Wort Jesu, das irgendeinen gutmeinenden Juden ernstlich aufgebracht hätte.“

David Flusser, Entdeckungen im Neuen Testament: Jesusworte und ihre Überlieferung, Herausgeber Martin Majer, 2. Aufl., Bd. 1, (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1992), 16-17.

Dieses Zitat provoziert mich schon ein wenig, denn ich dachte, dass Jesus viel mehr im Widerspruch zu seinem Umfeld lebte. Oder waren es lediglich ein paar wenige, neidische, korrupte Juden, die ihm das Leben schwer machten? Wobei ich ausdrücklich erwähnen will, dass ich damit den Juden keinen Vorwurf mache. Wenn Flusser recht hat, dann stand Jesus in der Tradition des Judentums.

 

Die Zeit des zweiten Tempels

Lange Zeit lang für mich ein unbekannter Graben zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Warum hört das Alte Testament mit der wunderbaren Erzählung über Esra und Nehemia, dem Aufbau von Jerusalem und der Wiederentdeckung der Torah auf? Und warum fing das Neue Testament erst mit Johannes dem Täufer wieder an? Ich kann diese Frage natürlich immer noch nicht wirklich logisch beantworten, aber das muss ich wahrscheinlich auch nicht. Doch hinterließ das Fehlen von über 400 Jahren Geschichte für mich ein Gefühl von einem unwichtigen Zeitabschnitt. Wahrscheinlich gab es für Gott nichts wirklich sooo gewichtiges mehr zu berichten. Dazu kam, dass mir große Unterschiede zwischen den Testamenten auffielen was das ganze Umfeld anging. Im Alten Testament lese ich von Königen, Propheten, einem Volk, dass zwischen Gottesfurcht und Abfall von Gott schwankt, von Priestern, Leviten etc. Im Neuen Testament geht es plötzlich los mit der Taufe des Johannes, Pharisäer und Schriftgelehrte treten auf (wo kommen die den her?), Synagogen, die Römer sind im Land etc. Es muss sich also doch viel ereignet haben! Und umso mehr ich mich mit der Zeit des zweiten Tempels (Die Zeit von Esra/Nehemia bis 70. n. Chr./135 n. Chr.) beschäftige und somit mit der Zeit in die Jesus hineingeboren wurde, hilft mir das ihn besser zu verstehen. Ich muss mehr über diese Zeit erfahren! Deshalb lese ich gerade viel über diese Zeit, das Judentum und ihre Schriften.  

Genießen trotz Not

Uns geht es in Deutschland im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich gut was die materielle Versorgung angeht. Auch mit Hartz IV kann man gut leben, sicher bescheidener, aber es geht. Dennoch sind wir täglich mit den großen Nöten in der Welt konfrontiert. Die Medien bringen uns die alarmierenden Zustände unserer Erde bild- und wortgewaltig ins Wohnzimmer. Was macht das mit uns? Sind wir bereits abgestumpft? Oder können wir aufgrund des Elends gar nicht mehr dankbar leben? Wie kann es mir den gut gehen, wenn in anderen Teilen der Welt Menschen aufgrund verhinderbarer Umstände leiden und sterben? Oder genießen wir weiterhin unseren hohen Lebensstandard, aber mit schlechtem Gewissen? Das führt jedoch zur gewohnheitsmäßiger Heuchelei: man geht gut essen und hat dabei sozialkritische Forderungen auf den Lippen. Die biblische Sicht dagegen betont dankbares Empfangen und großzügiges Teilen.

„Jede echte Solidarität mit den Elenden und Armen hat nicht etwa die Genussverweigerung, sondern das Teilen als Bedingung.“ (Wolfgang Vorländer)

Paulus schreibt zu seinem Spendenaufruf: „Denn das sage ich nicht, damit andere Erleichterung haben, ihr aber Bedrängnis, sondern nach Maßgabe der Gleichheit (2Kor 8,13).“ 

Großzügigkeit will eingeübt sein.Teilen kostet. Teilen setzt aber vor allem Kraft und Freundschaft frei. Ich bin dankbar mein Leben mit Menschen zu teilen, von ihnen großzügig zu empfangen und auch von mir herzugeben. Das fordert mich ab und an heraus, dennoch will ich nicht anders leben.     

Eltern ehren (1)

Was für ein wichtiges und zugleich sensibles Thema! Die Bibel fordert uns Menschen dazu auf unsere Eltern zu ehren. Doch was bedeutet das? Neben diesem Gebot haben wir noch die Aussage aus dem Schöpfungsbericht Vater und Mutter zu verlassen. Und auch hier stellt sich die Frage: Was heißt das konkret? Ich beobachte eine große Unsicherheit bei diesem Themat? Immer wieder höre ich z.B.: Wenn ich jetzt meine Eltern kritisiere, verstoße ich dann gegen das „Eltern-ehren-Gebot“? Zu dieser Thematik erscheint in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift „THE RACE“ ein  Artikel von mir. Ich werde auch auf diesem Blog noch mehrmals zu diesem Thema Stellung beziehen. Für mich steht fest, dass die Ablösung vom Elternhaus eine enorm wichtige, ja entwicklunggeschichtlich gewichtige Sache ist, die viele unterschätzen und in ihrem Erwachsensein hemmt. Hier nun mal zwei Zitate von Wolfgang Vorländer, die mir sehr gut gefallen.   

„Die Ablösung vom Elternhaus ist lebensgeschichtlich von großer Tragweite. Und ich bin oft bestürzt darüber, wie viel Gedankenlosigkeit und Nachlässigkeit hier bei dem Eltern und den jungen Erwachsenen selbst vorliegt. Vater und Mutter zu verlassen – und damit die Welt der Kindheit und Jugendzeit –, das ist eine der wichtigsten und sensibelsten Aufgaben, denen man sich stellen muss. Davon hängt auch die Persönlichkeitsbildung in besonderem Maße ab. Daran hängt die Ehefähigkeit!  (Wolfgang Vorländer, Der Heilige Geist und die Kunst zu leben, S.96) 

„Schließlich ist eine sorgfältig vollzogene Ablösung vom Elternhaus nötig, um ein wirkliche Partnerschaft zwischen Eltern und Kindern zu erreichen, die dem entspricht, dass nun auf beiden Seiten erwachsene Menschen miteinander umgehen.“  (Wolfgang Vorländer, Der Heilige Geist und die Kunst zu leben, S.96-97)

Zur Fortführung des Beitrags geht es hier.

Die Sache mit der Zeit (2)

Es ist eine Sache sich damit auseinanderzusetzen, was die Bibel über Zeit sagt und eine andere sich zu überlegen, was das konkret für unser Leben heißt. Die Frage ist nun: Wie verwandelt sich Zeitdruck, Zeitmangel und Terminnot in gestaltete, schöpferische Zeit? Dazu ein paar Gegenfragen (um mal die Frage etwas rabbinisch anzugehen. Jesus stellte auch oft Gegenfragen):

  • Wofür lebe ich eigentlich? Wofür will ich meine Zeit einsetzen?
  • Auf was will ich verzichten? Zeit gewinnt man nur durch Nein-Sagen.
  • Aufhören zu Jammern und Klagen

Wolfgang Vorländer sagt einfach mal: „Es ist … nie genug Zeit vorhanden für alles, was im Leben möglich ist; es ist aber absolut genug Zeit vorhanden für das, was Gott mir zugedacht hat.“ – Da hat er einfach mal recht!!  

Die Sache mit der Zeit (1)

Wie oft wird geklagt, dass man zu wenig Zeit hat. Wie oft ist zu hören, dass wenn man doch mehr Zeit hätte. Ja, Zeit ist ein sehr kostbares Gut. Und mit diesem Gut kämpfen wir alle – ich auch. Zum einen treffe ich immer wieder Leute, die den lieben langen Tag nicht wissen was anstellen und andererseits Menschen, die keine Zeit mehr haben für irgendwas. Woran liegt das? Muss das so sein?Im Buch Prediger (Bibel) steht ein sehr interessanter Abschnitt. Er verrät einiges über das biblische Verständnis von Zeit. 

Prediger 3,1-14  Für alles gibt es eine bestimmte Stunde. Und für jedes Vorhaben unter dem Himmel gibt es eine Zeit :  2 Zeit fürs Gebären und Zeit fürs Sterben, Zeit fürs Pflanzen und Zeit fürs Ausreißen des Gepflanzten,  3 Zeit fürs Töten und Zeit fürs Heilen, Zeit fürs Abbrechen und Zeit fürs Bauen,  4 Zeit fürs Weinen und Zeit fürs Lachen, Zeit fürs Klagen und Zeit fürs Tanzen,  5 Zeit fürs Steinewerfen und Zeit fürs Steinesammeln, Zeit fürs Umarmen und Zeit fürs sich Fernhalten vom Umarmen,  6 Zeit fürs Suchen und Zeit fürs Verlieren, Zeit fürs Aufbewahren und Zeit fürs Wegwerfen,  7 Zeit fürs Zerreißen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden,  8 Zeit fürs Lieben und Zeit fürs Hassen, Zeit für Krieg und Zeit für Frieden.  9 Welchen Gewinn hat also der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht ?  10 Ich habe das Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, sich darin abzumühen.  11 Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur daß der Mensch das Werk nicht ergründet, das Gott getan hat, vom Anfang bis zum Ende.  12 Ich erkannte, daß es nichts Besseres bei ihnen gibt, als sich zu freuen und sich in seinem Leben gütlich zu tun.  13 Aber auch, daß jeder Mensch ißt und trinkt und Gutes sieht bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.  14 Ich erkannte, daß alles, was Gott tut, für ewig sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen. Und Gott hat es so gemacht, damit man sich vor ihm fürchtet. 

Aus diesem bekannten Abschnitt drei Punkte:

  •  Zeit ist ein Geschenk. Zeit ist vorhanden. Sie ist begrenzt, aber darin echte, gebotene und erlaubte Zeit. Alles hat eine bestimmte und damit immer auch endende Zeit. Zeit ist nicht unverfügbar. Wir empfangen sie, um sie nutzen zu können. Und irgendwann endet unsere Zeit, ob wir wollen oder nicht. Deshalb sollen wir im Heute leben und nicht im Gestern und Morgen.

  • Zeit ist Gelegenheit. Der Hebräer empfindet Zeit nicht als ein Ding, sondern immer als „Zeit für etwas.“ Wenn nichts geschieht hat keine Zeit stattgefunden. Somit hat Langeweile zwar Zeit, aber nicht gelebte, sondern tote Zeit. (Ich spreche hier nicht von Langeweile als Erholung.) „Wer in der Langeweile die Zeit totschlägt, bringt die Zeit ums Leben“ (Wolfgang Vorländer). Zeit ist von Gott geschenkte Chance. Und er will, dass wir sie nutzen und als erfüllte Zeit erleben. Dazu gehören auch die Begrenzungen unseres Lebens wie Krankheit, Leiden und Tod.

  • Zeit kennt Zeiten. Alles hat eben seine Zeit. Zeit ist Pluralität. Zeiten ändern sich. Zeit ist Abwechslung. Jugend und Alter – Flut und Ebbe. Zeit ist unterschiedene Zeit. 

Jesus – der jüdische Theologe (1)

Ich beschäftige mich momentan viel mit dem Leben von Jesus. Dabei entdecke ich wieder neu den enormen Reichtum in den Berichten der Evangelien. Ein Lehrer einer international bekannten Universität sagte zu seinen Studenten: „Das erste was du tun musst um ein guter Christ zu sein ist den Juden in dir zu töten.“ Einer der Studenten hob seinen Arm und antwortete auf diese Aussage mit der Frage: „Herr Professor, meist du Jesus?“Diese Frage sollten wir sehr ernst nehmen, denn Jesus war Jude und als dieser hat er sein kulturelles und religiöses Erbe nicht abgelehnt. Das Fundament von Jesu Lehre basiert doch auf dem Alten Testament und somit auf jüdischer Theologie. Kann es sein, dass wir die jüdische Theologie falsch verstehen und damit zu einem falschen Verständnis des Judentums gelangt sind? Kann es sein, dass wir die jüdischen Wurzeln Jesu  entdecken müssen? Martin Luther machte meines Erachtens einen großen Fehler mit seiner negativen Interpretation des Judentums. Er hatte z.B. große Mühe mit dem Jakobsbrief und seinen Aussagen zu Werken und Glauben. Luther hat wohl den Fehler begangen Judentum mit Gesetzlichkeit zu verwechseln. Je mehr ich über das Judentum lese, desto mehr wird mir deutlich, dass das Judentum keine Gesetzlichkeitsreligion  ist. Wie wurden denn die Menschen im Alten Testament gerettet? Etwa durch Gesetze einhalten? Oder doch aus Glauben?